Freitag, Oktober 27, 2006

ISAF ist nicht = Enduring Freedom. Aber immer mehr?

Am 7.Oktober 2001 – wenige Wochen nach dem Anschlag auf das WTC in New York vom 11. September 2001 – wurde Afghanistan besetzt. Die von den USA angeführte „Operation Enduring Freedom" (OEF, "andauernde Freiheit") stürzte die Taliban-Regierung als vermutete Förderer des Terrors, die OEF soll Bin Laden und andere Terroristen fangen und die Ausbildungslager von Terroristen zerstören - in Afghanistan, am Horn von Afrika und anderswo. - So die offizielle Variante für die Welt. (Heute weiß man, dass die Vorbereitungen für die Besetzung Afghanistans spätestens bereits im Frühjahr 2001 begannen...).

Der deutsche Beitrag an Enduring Freedom besteht im Wesentlichen aus Marineeinheiten in Dschibuti am Horn von Afrika, aktuell wohl ca. 260 Soldaten.


Etwas völlig Anderes ist

– auf dem Papier – die ISAF (International Security Assistance Force):
Im Dezember 2004 bat die afghanische Übergangsregierung um militärisch abgesicherte Aufbauhilfe. Ursprünglich sollte nur die Einsetzung der Regierung des Operetten-Präsidenten Hamid Karsai in Kabul beschützt werden. Die UNO stimmte zu, der Einsatz liegt jedoch in der Verantwortung der 36 beteiligten Staaten - unter NATO-Führung.

– „Auftrag und Logistik der ISAF sollte von Enduring Freedom getrennt sein: Die ISAF sollte Menschenrechte und Hilfslieferungen absichern. Laut Beobachtern sahen die Afghanen ISAF tatsächlich eher als Hilfseinsatz, Enduring Freedom aber als Besatzungsmacht.“ (FR)
Deutschland ist mit knapp 3000 Soldaten an der ISAF vertreten - nicht mitgerechnet das KSK (Kommando Spezialkräfte) aus Nagold, dessen Einsatz der strikten Geheimhaltung unterliegt: Deutschland stellt damit nach England (knapp 6000 Soldaten) das zweitgrößte ISAF-Kontingent. Der Auftrag lautet:

„Unterstützung der vorläufigen Staatsorgane Afghanistans und ihrer Nachfolgeinstitutionen bei der Aufrechterhaltung der Sicherheit, so dass sowohl die afghanischen Staatsorgane als auch das Personal der Vereinten Nationen (inkl. ISAF) und anderes Zivilpersonal (insb. solches, das dem Wiederaufbau und humanitären Aufgaben nachgeht) in einem sicheren Umfeld arbeiten können, und Sicherheitsunterstützung bei der Wahrnehmung anderer Aufgaben in Unterstützung des Bonner Abkommes“. - So steht es auf der Taschenkarte eines jeden ISAF-Soldaten. (nach Wikipedia).

Trotz ISAF und OEF verschlechtert sich die Lage nach fünf Jahren immer mehr. Die Hauptstadt Kabul bleibt trotz der wirtschaftlichen Verbesserung nur eine Insel im Land. Korruption, Rauschgiftanbau und -handel, Herrschaft von starken Warlords und Stammesmilizen bestimmen unvermindert in allen Landesteilen das politische und gesellschaftliche Leben. Und die Taliban melden sich verstärkt und nachdrücklich mit Selbstmordattentaten zurück, sie führen vor allem im Süden und im Osten an der Grenze zu Pakistan Krieg gegen die westlichen Verbände. Auch im Norden, wo sich die deutschen Truppen überwiegend befinden, nehmen die Anschläge zu. Soldaten des deutschen KSK sind aber verdächtigt, an Folterungen im Süden Afghanistans beteiligt gewesen zu sein. „Die Lage ist nicht stabil und nicht ruhig! Und bei jeder Verschärfung der Lage folgt fast automatisch eine allein militärische Reaktion, die mit immer mehr Soldaten und immer schwereren Waffen militärische Überhand gewinnen will, aber an den tatsächlichen Anforderungen vorbeigeht“. (FR)


Bei einem Luftangriff der ISAF

sind am Dienstag, (25.10.06) in der südafghanischen Provinz Kandahar Dutzende Menschen getötet worden. Ein Mitglied eines Provinzrats sagte am Donnerstag, im Bezirk Panjwaji in der Provinz Kandahar seien am Dienstag 80 bis 85 Zivilpersonen getötet worden. Der Dorfbewohner Karim Jan sprach von 60 bis 70 Toten. Ein Behördensprecher nannte eine Zahl von mindestens 60 Toten..

Für die NATO-Allianz ist der ISAF-Einsatz in Afghanistan ein Aushängeschild.

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