Freitag, Dezember 21, 2012

"Die Wahrheit in den Tatsachen suchen". In Indien ist die Demokratie tadellos.

  • "Die Wahrheit in den Tatsachen suchen".
    實事求是. Shí shì qiú shì. (Deng Xiao Ping in Anlehnung an Karl Marx).
  • "Die Praxis ist das einzige Kriterium zur Überprüfung der Wahrheit“.  实践是检验真理的唯一标准. Shíjiàn shì jiǎnyàn zhēnlǐ de wéiyī biāozhǔn. (Deng Xiao Ping 1978).
  •  Siehe dazu auch diesen Link zur VR China
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 Bei Karl Marx selber heißt es:


„Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme - ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muss der Mensch die Wahrheit, i.e. [id est = das ist] Wirklichkeit und Macht, ... beweisen."
K. Marx, Thesen über Feuerbach, MEW 3, 5.

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Der Journalist Georg Blume
er arbeitet für die ZEIT und die taz, erhielt im Jahr 2007 den Liberty Award. - Warum?
 

 
"Georg Blume ist einer der profiliertesten und erfahrendsten deutschen Auslandskorrespondenten. Einen Namen machte er sich vor allem durch seine Reportagen über Menschenrechtsverletzungen und Umweltskandale in China und wurde mit dem LIBERTY AWARD 2007 ausgezeichnet. Bei seinen Recherchen im sich rasant verändernden asiatischen Boomland lässt sich Blume auch nicht von Repressionen und Verhaftungen schrecken." So steht es auf der Webseite des Liberty Award.

Ende November schrieb Blume in der taz über Indien (Auszug):
"Die Hoffnung stirbt immer zuletzt. In dieser Woche gründete eine sympathische Gruppe hartnäckiger Antikorruptions-Kämpfer in Indien eine neue Partei: ... "Partei des einfachen Mannes" (Aam Aadmi Party, AAP). ...

Der Führer dieser Hartnäckigen heißt nun Arvind Kejriwal - vielleicht ein Name, den man sich merken muss. Der ehemalige Steuerbeamte hat ein wenig von der Geduld und Ausdauer Mahatma Gandhis geerbt. Und wer weiß: Womöglich ist Indien reif für einen neuen Gandhi. Dem Land geht es viel schlechter als erwartet.
Erst im Rückblick wird heute klar, wie unangemessen die Erwartungen an den wirtschaftlichen und politischen Aufstieg Indiens waren. Von seiner Unabhängigkeit im Jahr 1947 bis 1991 verharrte das Land in einem sozialistischen Entwicklungsstillstand. Große Reformen blieben aus, weil das Land an seine Führer und die vom englischen Kolonialreich übernommenen Institutionen glaubte.

Der Republikgründer Jawaharlal Nehru, seine Tochter Indira Gandhi und sein Enkel Rajiv Gandhi regierten das Land nacheinander fast ohne Unterbrechung und genossen uneingeschränktes Vertrauen in großen Teilen der Bevölkerung. Ihre historischen Versäumnisse aber, etwa bei der Stückwerk gebliebenen Landreform oder dem mangelnden Aufbau staatlicher Institutionen, will man bis heute nicht einsehen.


Auch deshalb griffen die Reformen von 1991 zu kurz. Indien öffnete sich damals wie China zehn Jahre zuvor der Weltwirtschaft.

Ausländische Unternehmen durften nun im Land investieren ...  Das tat der indischen Wirtschaft ungeheuer gut, der alte Unternehmergeist des Landes lebte neu auf. ... Das alles brachte dem Land über zwei Jahrzehnte hohes Wachstum und löste eine weltweite Euphorie aus....
Bald galt Indien nicht mehr als Entwicklungs-, sondern Schwellenland. Die US-Investmentbank Goldman Sachs kreierte daraus einen leicht verkäuflichen Trend mit der Formel BRIC für Brasilien, Russland, Indien und China. Die Bank prophezeite, die BRIC-Staaten würden fortan die Weltwirtschaft führen.
Doch bei Indien hatte man einfach nicht genau genug hingeschaut.... Heute aber zeigen sich die strukturellen Entwicklungshindernisse des Landes überdeutlich. Der Vertrauenseinbruch in der Wirtschaft ist dramatisch. In keiner großen Volkswirtschaft der Welt hat das Wachstum in diesem Jahr so schnell nachgelassen wie in Indien....
den indischen Behörden im ganzen Land gelingt es nicht, die Voraussetzungen für mehr Wachstum zu schaffen....
Laut Weltbank ist die indische Vertragssicherheit die zweitschlechteste von über 180 Ländern. Auch das Schulsystem ist ein Desaster. An öffentlichen Schulen wird wenig oder gar nicht unterrichtet. Die Hälfte der Bevölkerung kann kaum lesen oder schreiben....
Vor allem der Industriesektor kommt nicht voran, in diesem September war die Industrieproduktion sogar rückläufig.

Die Demokratie ist tadellos

Umso gespannter bleibt die soziale Lage. 40 Prozent der Bevölkerung sind unterernährt. Allein im letzten Jahr verhungerten 1,7 Millionen Kinder unter sechs Jahren. 600 Millionen Menschen leben ohne sanitäre Einrichtungen. Besserung ist nicht in Sicht...."
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  • Von 1947 bis zum Attentat auf Rajiv Gandhi im Mai 1991 wurde Indien fast ununterbrochen von einer Familien-Dynastie regiert. 
  • Von 1949 bis heute wurde China von der KP-"Dynastie" regiert.
  • In Indien ist die Demokratie tadellos.
  • In China nicht so.
(Siehe dazu auch den Post über Input- bzw. Output Legitimierung von Regierungen in westlichen Demokratien bzw. in der VR China)

China hat sich in den letzten 30 Jahren gewaltig verändert: Seit Beginn der Öffnungspolitik unter Deng Xiaoping  beeindruckt China nicht nur mit hohen Wachstumsraten der Wirtschaft.
  • 500 Millionen Menschen hat China seitdem aus der Armut geholt, kein anderer Staat der Welt hat das in so kurzer Zeit geschafft.
  • 1978 lebten noch 2/3 aller ChinesInnen in absoluter Armut (siehe oben), heute sind es nur noch 10%. 

(siehe dazu auch den Post "Gini und das reichste 1 Prozent")

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Wenn man nun fragen würde, welcher Satz "die Wahrheit" ist:
A) "Indien mit der tadellosen Demokratie hat das bessere System."
Oder:
B) "Die VR China mit ihrer Ein-Parteien-Herrschaft hat das bessere System." 

Dann lautet die Antwort des Chinesen Deng Xiaoping: 
  • Gelb oder schwarz, eine Katze, die Mäuse fängt, ist eine gute Katze.[18][19]

Und der Römer Pontius Pilatus würde wohl abwinken und antworten:
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