Dienstag, Februar 12, 2013

Papst geht. Gott sei Dank - Und mein Herz tut ein bisschen weh.



Der Papst geht

Und mein Herz tut ein bisschen weh 

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Manchmal war es schon merkwürdig,

in den gediegenen Redaktionsfluren von Radio Vatikan: Ich fühlte mich wie aus der Zeit gefallen – aber nicht, weil ich in der modernen Medienzentrale einer 2.000 Jahre alten, globalen Institution wandelte; sondern weil derjenige, der als absoluter Herrscher von Kirche und Staat hier doch hätte präsent sein müssen, kaum eine Rolle spielte.
Auf jedem Schreibtisch, an jeder Wand der polyglotten Redaktionen, bei denen ich im Herbst 2011 mitarbeiten durfte, stand und hing nicht das Bild des amtierenden Pontifex, sondern das seines Vorgängers Karol Wojtyla. [Der ganze Artikel]



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Bund der Religiösen Sozialistinnen und Sozialisten Deutschlands e.V.
                                                                                                 gegründet 1919/1926, www.BRSD.de                                            

Mitglied der International League of Religious Socialists, der Initiative Kirche von unten, des Attac-Netzwerks, des Ökumenisches Netzes Deutschland, von Oikocedit und Kairos Europa

CuS. Christin und Sozialistin. Christ und Sozialist. Kreuz und Rose. Blätter des BRSD

Presseerklärung 

zum bevorstehenden Rücktritt von Papst Benedict XVI vom 11.2.2013

Die Nachricht vom bevorstehenden Rücktritt Papst Benedict XVI ist eine historische Zäsur. In erster Linie verdient der Papst Respekt für seine Entscheidung, mit der bereits 700 Jahre bestehenden unmenschlichen Tradition zu brechen, dass Päpste bis zum Lebensende die Verantwortung für die Leitung der Kirche tragen müssen. Bereits im Jahr 2010 hatte der Papst die Überzeugung geäußert: "Wenn ein Papst zur klaren Erkenntnis kommt, dass er physisch, psychisch und geistig den Auftrag seines Amtes nicht mehr bewältigen kann, dann hat er ein Recht und unter Umständen auch die Pflicht zurückzutreten." Seine Entscheidung wird als Vermächtnis wirken, Leitende der Kirche im hohen Alter nicht zu überfordern und der Kirche Fehlentscheidungen überforderter Greise somit zu ersparen.

Während seine wissenschaftlichen Arbeiten weithin Anerkennung fanden, hinterlässt er als Leiter seine Kirche in tiefer Krise. Jahrzehntelang sind sexuelle Verletzungen von Kindern und Jugendlichen durch Kleriker verschwiegen und ist die Bestrafung der Täter verhindert worden. Infolge einer Vertrauenskrise hat die Zahl der Austritte aus der Kirche enorm zugenommen. Nach dem Urteil von Prof. Hans Küng „hat die Kirche seit dem Konzil in den sechziger Jahren Zehntausende von Priestern verloren, Hunderte von Pfarrhäusern sind ohne Pfarrer, Männer- wie Frauenorden sterben aus, sie finden keinen Nachwuchs mehr. Der Gottesdienstbesuch sinkt ständig. Doch die kirchliche Hierarchie hat bisher den Mut nicht aufgebracht, ehrlich und ungeschönt zuzugeben, wie die Lage wirklich ist.“

Der Absolutismus der katholischen Kirche, nach Befehl und Gehorsam die Gemeinden zu leiten, die Selbstbestimmung der Gemeinden zu missachten wird die Krise nur verstärken. Die Tiara, die Papstkrone als Symbol der mittelalterlichen päpstlichen Macht soll ein Papst ablegen. Mit den Worten von Hans Küng: „Aber wenn sich wieder alles im Amt konzentriert, dann steht am Ende wieder der mittelalterliche Pfarr-Herr, der Fürstbischof und eben der Papst als der absolute Herrscher, der gleichzeitig Exekutive, Legislative und Judikative verkörpert: alles im Widerspruch zur modernen Demokratie und zum Evangelium.“

Nötig ist dagegen eine Kirchenverfassung nach der Ordnung von Brüdern und Schwestern, die ihre Leitung wählen können. Nur so bilden sich Ämter im Dienst der Gemeinde, hat das leitende Amt dienende Funktion. Mit Recht verlangen viele Frauen der Kirche die Frauenordination und können sich darauf berufen, dass Jüngerinnen Jesu die ersten Botinnen der Nachricht von der Auferstehung Christi waren. Ökumenisch gesinnte Christen fordern gemeinsame Feiern von Abendmahl/Eucharistie, weil es nicht möglich ist, der Einladung Christi als des Herrn der Kirche Hindernisse in den Weg zu stellen. Jesus hat darum gebetet, dass alle Gläubigen „eins seien“ (Joh. 17,21). Ökumenisch gesinnte Christen wünschen sich deshalb die Anerkennung der evangelischen Kirche als Kirche, ohne ihren Status herabzusetzen.

Wo wir als ChristInnen innerhalb von Kirchen und Religionsgemeinschaften leben, sollten wir darauf achten, dass sich in ihnen die folgenden biblischen und theologischen Impulse durchsetzen können:

• Option für die Armen (d.h. unter anderem Zuwendung zu den gesellschaftlich Ausgegrenzten und Hinwendung zum Fremden)

• Bewahrung der Schöpfung

• Gesellschaftliche Arbeit in der Nachfolge Jesu und der Jesusbewegung.“ (Aus den Leitsätzen des BRSD).

Solidarität mit den Armen muss sich gerade auch im Lebensstil der Kirche erweisen. Wenn die katholische Kirche auch keine Kirche der Armen ist, sollte sie doch eine Kirche für die Armen sein.
Katholizität ist neu zu definieren: „Katholizität umfasst Arme und Marginalisierte ebenso wie ethnisch und kulturell Ausgegrenzte und stiftet dadurch erst eine wahrhaft universale Kirche, in der Platz für alle ist.“ (Prof. Dr. Franz Segbers in CuS 2-3/2012)

Unsere hauptsächliche Forderung an die Katholische Kirche teilen wir mit der „Initiative Kirche von unten“, mit der wir vernetzt sind und mit der Bewegung „Wir sind Kirche“:

„Aufbau einer geschwisterlichen Kirche mit Gleichwertigkeit aller Gläubigen, Überwindung der Kluft zwischen Klerus und Laien. (Nur so kann die Vielfalt der Begabung und Charismen wieder voll zur Wirkung kommen.)“

Das setzt voraus: Ende der Geheimhaltung bei Planungen, vollständige Transparenz (auch z.B. bei Planungen von Bauten). Christinnen und Christen, die informiert werden, sind auch bereit, mitzuhelfen und mitzuplanen.

Wir wünschen uns jetzt eine verstärkte Diskussion in der Amtskirche und bei den Laien, wie die guten Traditionen des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Katakombenpakts zu erneuern sind und eine Öffnung der Römisch-Katholischen Kirche zur Welt.


So sollte Kirche sein. Nach dem Leitbild der Bibel sind das die Kennzeichen von Kirche. Zusammengefasst sind es drei Kennzeichen. Alle drei müssen wie in einem Dreieck immer zugleich da sein, damit Kirche an einem Ort sichtbar ist:

Das erste Kennzeichen ist die Verkündigung. In Lehre, in Predigt wird die Botschaft von der Liebe Gottes verkündigt.

Das zweite Kennzeichen ist die Diakonie. Was wir haben an Geld und Gut, teilen wir miteinander.

Das dritte Kennzeichen ist die schwesterliche und brüderliche Gemeinschaft. In Gottes Gegenwart wird gemeinsam das Brot gebrochen, wird gebetet und findet Gespräch und gemeinsames Leben statt.

Der Bundessprecher
Der Schriftleiter
Dr. Reinhard Gaede 
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Siehe auch:

  
und
 

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