Dienstag, Februar 12, 2013

Selbstanzündungen von zumeist tibetischen Mönchen und Nonnen


"Offiziellen chinesischen Angaben zufolge haben Sicherheitskräfte in den Provinzen Qinghai, Gansu, Sichuan und Tibet (8. Februar 2013) am frühen Freitagmorgen insgesamt 70 Tibeter festgenommen. Sicherheitskräfte seien am frühen Morgen in die Behausungen gestürmt und hätten die überraschten Mönche teils gewaltsam abgeführt.

Den Festgenommenen wird vorgeworfen, dass sie protestierende Aktivisten unterstützt und ermutigt hätten, sich selbst anzuzünden....

Seit nunmehr zwei Jahren reißt die Welle von Selbstanzündungen von zumeist tibetischen Mönchen und Nonnen nicht ab. Nahezu 100 Personen haben sich seit 2009 in Brand gesetzt. Damit protestieren sie gegen Chinas Führung,w die Tibet seit 1951 besetzt hält. Unter anderem fordern sie mehr politische, religiöse und kulturelle Freiheit sowie die Rückkehr ihres geistigen Oberhaupts, des Dalai Lama, der seit 1959 im indischen Exil lebt."





Gottheit des tibetischen Buddhismus

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Im 2. Jahrhundert n.Chr., 

als in China die Han-Dynastie, die das chinesische Kaiserreich von 206 v.Chr. bis 220 n.Chr. regiert hatte, langsam die Kontrolle über ihr Volk verlor, lebten im Westen von China  - in der Gegend des heutigen Qinghai, Tibet, Ganzu und Sichuan - eine Vielzahl verschiedener Stämme von Hirtennomaden, die man unter dem Sammelnamen "Qiang" führte und die vielleicht die Vorfahren der Tibeter waren. 

Schon die Han-Kaiser betrachteten diese Nomadenvölker als "Unterworfene, die ihr Haar offen trugen und ihre Kleider links knöpften. Ihre Sitten unterscheiden sich, sprachlich können sie sich nicht verständigen, und oft werden sie von niedrigen Beamten und Betrügern ausgebeutet. Wenn ihr Hass so weit ist, dass sie es nicht mehr ertragen können, kommt es zu Rebellionen. Alle Aufstände und Unruhen der Barbaren geschehen aus diesem Grund."


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500 Jahre später, im 7. Jahrhundert,


Das Reich der Tang: dunkelgrau. Zeitweise unter Kontrolle der Tang: hellgrau.

regierte im Chinesischen Kaiserreich die Tang-Dynastie (608 - 907 n.Chr.), und Anfang des 7. Jahrhunderts entstand auch das Königreich Tibet.
 

Die tibetischen Erobererkönige der Yarlung-Dynastie 

(6. Jh. bis 9. Jh. n. Chr.) wurden wegen ihrer gnadenlosen Grausamkeit in ganz Innerasien gefürchtet. Mit dem Königreich Tibet war den Tang-Kaisern im Westen ihres Reiches ein mächtiger Gegner entstanden: Unter ihrem ersten "religiösen König" Songtsen Gampo (605-649), der verschiedene Stämme vereinigt hatte, wurde Tibet erstmals zur Großmacht

König Songtsen Gampos Reich erstreckte sich vom Himalaya bis zum Kunlun-Gebirge am Nordrand der tibetischen Hochebene und von Kaschmir bis nach Sichuan an die Grenze des Tang-Reiches. 

Songtse Gampo war die Nr. 33 
in der traditionellen Liste der 42 tibetischen Könige, in der die ersten 26 als Mythos und nicht historisch bezeugt gelten. Im Jahr 635 zwang der tibetische König Songtsen Gampo den schwachen chinesischen Kaiser Taizong, ihm - um des lieben Friedens Willen - eine chinesische Prinzessin zur Frau zu geben: Der Beginn jahrhundertelanger Rivalitäten.

Nach dem Tod Songtsens begannen die Tibeter zwischen 660 und 670 die chinesischen Tang Gebiete im Westen anzugreifen, Tibet galt zu der Zeit als aggressives Königreich. Angesichts ständiger Raubzüge auch durch Turk-Stämme ("Türken") und durch das Volk der Khitan aus der Mandschurei postierte der neue chinesische Kaiser Xuanzong 9 Militärgouverneure mit jeweils mehreren zehntausend Berufssoldaten an der West- und Nordgrenze der Tang-Dynastie. - Die chinesische Tang-Dynastie hatten ihr Reich nun so weit ausgedehnt, dass es von der Zentrale in der Hauptstadt Chang`an nicht mehr zu regieren war und die Verteidigung sehr teuer wurde. - Als dann in den 750er Jahren ein weiterer neuer Feind auftauchte, die Araber, begann das chinesische Tang-Reich an allen Ecken zu bröseln. 

821 wurde ein Friedensvertrag zwischen den Tang und Tibet geschlossen, China war zu der Zeit nicht ein Reich, das die Welt bedeutete, sondern nur ein Staat unter mächtigen Nachbarn. 

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Im 9. Jahrhundert
 

brach das ganze Staatensystems Ostasien - aus noch nicht genau geklärten Gründen - zusammen 841 wurde auch der tibetische König Langdarma (der letzte und die Nr. 42 in der traditionellen Liste der tibetischen Könige) von einem buddhistischen Mönch mit einem Pfeil-Schuss ermordet . Das Königreich Tibet zerfiel, - und in China ging die Tang-Dynastie unter.
 

Der tibetische Stamm der Tanguten bildete 982 mit anderen Stämmen zusammen ein neues Reich, XiXia, das kulturell von der neuen chinesischen Song-Dynastie beeinflusst war, aber politisch unabhängig.
 

Erst im Jahre 1240 wurde Tibet durch den mongolischen Herrscher Güyük Khan erobert und in das mongolische Reich eingegliedert. Der jüngere Bruder des Khan wurde ein paar Jahre später zum vorübergehenden Gouverneur der eroberten Tibet-Region ernannt.

Mitte des 13. bis Mitte des 14. Jahrhunderts wurden zunächst Angehörige der Sakya-Schule des tibetischen Buddhismus (Sakya - „Graue Erde“ - eine der „vier großen Schulen“ des tibetischen Buddhismus) von den mongolischen Khans als Vizekönige eingesetzt - dafür hatte der Tibeter die mongolische Oberhoheit im Gegenzug formal anerkannt. Die tibetischen Lamas wurden jetzt religiöse Lehrmeister der mongolischen Khans, die Mongolen zum Buddhismus

bekehrt, der mongolische Khan wurde zum Schutzherrn des Lamaismus, des tibetischen Buddhismus.


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Dschingis Khan

Die mongolische Yuan-Dynastie

s
tellte von 1279-1368 auch die Kaiser von China, sodass sowohl Tibet als auch China von mongolischen Kaisern beherrscht wurden. Gegründet wurde die mongolische Yuan-Dynastie von Kublai Khan, dem Enkel Dschingis Khans.
Die mongolische Yuan-Dynastie wurde wurde durch die chinesische Ming-Dynastie abgelöst, die von 1368- bis 1644 über das chinesische Kaiserreich herrschte - bis sie 1644 durch die aus der Mandschurei stammende Qing-Dynastie abgelöst wurde, die bis zum Ende des chinesischen Kaiserreiches 1911 China regierte.


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Die mandschurische Qing-Dynastie (1644 - 1911)


Qing- oder Mandschu-Dynastie. Mittelgrau: 1644. Dunkelgrau: 1683. Hellgrau: 1759

Die Mandschu eroberten China - für Peking brauchten sie 40 Tage, für ganz China 40 Jahre - und machten aus dem Staat der Mitte einen Vielvölker-Staat. Sie setzten sich dabei gegen die Mongolen durch, gegen das russische Reich der Romanows und Andere. 

"Der große Staat der Qing ist China". 
Mongolen, Mandschuren, die muslimischen Völker Ost-Turkestans und Tibet waren zu "Chinesen" geworden, ihre Sprachen zur "chinesischen". Die Mandschuren wurden in Peking "chinesischer als die Chinesen selber", selbst ihre Sprache ging im Laufe ihrer Regierungszeit nach und nach verloren.

Wie die Mongolen zuvor unterstützten die Mandschuren den tibetischen Buddhismus, den Lamaismus. - Wer sich als Schutzpatron der Lamas etablierte, die in Tibet ein Feudal-System führten, durfte auf ihre Gefolgschaft zählen. 

Die mandschurischen Qing-Kaiser hofierten die tibetischen Lamas und bauten ihnen in ihrer chinesischen Residenzstadt Jehol (heute Chengde) acht lamaistische Tempel, darunter originalgetreue Nachbauten des Potala-Palastes aus Lhasa/Tibet (das ist der Winterpalast des Dalai Lama) und des Klosters Shigatse.

Torschild in Jehol (Chengde), der Sommerresidenz der Qing-Kaiser, in 4 Sprachen: mandschurisch, chinesisch, tibetisch, mongolisch. Der Gebirgsort ist heute UNESCO-Kulturerbe.

Als die Dsungaren (ein mongolischer Stamm) 1717 Tibet angreifen, unternimmt der Qing-Kaiser Kangxi 1720 einen erfolgreichen Straf-Feldzug gegen die Dsungaren, und seine Truppen begleiten den jungen (7.) Dalai Lama symbolisch in dessen Potala-Palast, stellten der tibetischen Regierung einen chinesischen Berater (Amban) an die Seite, der große Befugnisse hatte, (u.a. war er bei der Findung der Wiedergeburten des Dalai Lama beteiligt), und stationierten eine chinesische Garnison in Lhasa. Formal blieb Tibet unabhängig, tibetische Fürsten besorgten die zivile Verwaltung, der chinesische Kaiser verstand sich als Patron und Schutzherr der Dalai Lamas. Wie viel Einfluss der Dalai Lama selber auf die tibetische Regierung hatte, hing stark von seiner jeweiligen Persönlichkeit ab.
100 Jahre später konkurrierten England und Russland um Tibet 

und Zentralasien, England startete 1903 einen Feldzug gegen Tibet, setzte ein Handelsmonopol für Tibet durch, der 13. Dalai Lama (der Vater des jetzigen) floh in die Mongolei. 
Russland und England einigten sich schließlich 1907 in einem Vertrag auf die Oberhoheit Chinas über Tibet. Der Dalai Lama kam zurück, floh noch einmal (nach Indien). Nach der chinesischen Revolution von 1911 (Ende des Kaiserreiches) zogen sich die chinesischen Truppen - bis auf eine kleine Garnison - aus Tibet zurück, der (13.) Dalai Lama kehrte 1912 nach Lhasa zurück und erklärte 1913 die Unabhängigkeit.

Man kann sagen:


Bis Anfang des 18. Jahrhunderts war Tibet eine Region ohne festgelegte Grenzen, bei innerer Autonomie unter mongolischer Schirmherrschaft. Mit dem Niedergang der mongolischen Macht brachen auf tibetischem Gebiet „Nachfolgeunruhen“ aus.
Aufgrund dieser Unruhen erklärte China um 1720 (siehe oben) das Gebiet Tibets zu seinem Protektorat bei voller innerer Autonomie Tibets. Diese Konstruktion hielt fast 200 Jahre lang und hatte Vorteile für beide Seiten.
[wikipedia]


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Der Titel Dalai

wurde (vom Mongolen-Herrscher Altan Khan) ein
em tibetischen Abt zum ersten Mal 1578 verliehen - und zwar dieses Mal nicht einem Lama der Sakya-Schule (siehe oben), sondern dem Abt der Gelupga-Schule ("Gelbmützen"). 



Auch der heutige 14. Dalai Lama gehört daher den Geldmützen an und verdankt sein Amt so indirekt den mongolischen Herrschern des 16. Jahrhunderts. -

1950 marschierte die Armee des Volksrepubkil China in Kham ein,

"um die Landsleute in Tibet zu befreien". Tibet protestierte, das Land fand vor der UNO kein Gehör.  
1951 unterschrieb eine tibetische Delegation - ohne den damals 16-jährigen Dalai-Lama - ein Abkommen, das Tibet zur "nationalen autonomen Region Chinas" machte - und das ist sie formal bis heute, auch wenn der Dalai Lama das Abkommen von 1951 später widerrief.


Der 14. Dalai Lama Mao Zedong und der Panchen Lama 1954 in Peking

1959, im Alter von 24 Jahren, verließ der 14. Dalai Lama (nach mehrfacher Befragung des Nechung-Orakels ("Geh weg - Geh weg!") und auf Drängen und im Beisein von CIA-Agenten - es war die Zeit des Kalten Kriegs - Tibet in Richtung Indien. In der Zeit der Kultur-Revolution wurden von den Roten Garden in Tibet von über 6000 Tempeln und Kulturgütern nur 13 komplett verschont, der Rest wurde zerstört oder umgewandelt: In Kasernen, Schlachthöfe... 


1987 demonstrierten die Tibeter so vehement für die Unabhängigkeit, dass 1987 das Kriegsrecht verhängt wurde. Der Dalai Lama verurteilt die Selbst-Verbrennungen

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