Samstag, März 02, 2013

"Es gibt keine freie Berichterstattung in Italien". - Parlaments-Wahlen in Italien


"Es gibt keine freie Berichterstattung in Italien"
sagt Petra Reski, die auf petrareski.com bloggt, Journalistin ist, in Venedig lebt und ein Buch über die Mafia geschrieben hat.

"Es gibt keine freie Berichterstattung in Italien außer im Netz und in einer unabhängigen Tageszeitung: Il Fatto Quotidiano. Man kann also eigentlich nicht erschließen, was die Italiener denken, wenn man lediglich die traditionellen Medien zu Rate zieht. Das ist leider ein großer Kurzschluss, dem auch viele deutsche Korrespondenten unterliegen."
"Bis zu einem gewissen Grad bin ich entsetzt, dass zwei Clowns gewonnen haben. - Ein beruflich tätiger Clown, der auch nicht beleidigt ist, wenn man ihn so nennt, Herr Grillo. Und ein anderer, der definitiv ein Clown mit einem besonderen Testosteron-Schub ist,..."
sagte KanzlerKanditat Peer Steinbrück zu den Wahlen in Italien, (der auch sonst gerne  lustige Sachen von sich gibt.  

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Etwas fundierter äußerte sich Nobelpreisträger Paul Krugmann, Wirtschafts-Nobelpreisträger 2008 und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Princeton University:

„Niemand will die Bunga-Bunga-Politik verteidigen, aber diese einfache Frage muss man doch stellen:

’Was hat die Politik, die mit Monti heute als notwendig verkauft wird, eigentlich Italien Gutes getan oder auch Europa als Ganzes?‘

Monti war doch der von Deutschland eingesetzte Gouverneur, der einer ohnehin schon blutleeren Volkswirtschaft die Austerität als Heilmittel verschrieb; und nur wer diese totale Austerität betreibt, gilt in den herrschenden europäischen Kreisen als respektabel.“ 

 Marco d`Eramo, Schüler von Pierre Bourdieu, sagte in einem Beitrag für die taz (a.a.O.), die erste Botschaft der Parlamentswahlen vom 24. und 25. Februar 2013 sei, dass ein bestimmtes Europa in Italien eine Niederlage erlitten habe: das Europa
  • der Troika - aus EU-Kommission, Internationalem Währungsfond (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) -,
  • der Frankfurter Banken
  • und von Angela Merkel als Verteidigerin der Austeritätspolitik, einer Sparpolitik, die der Bevölkerung von Italien, Griechenland, Spanien und anderen Ländern vom IWF auferlegt wird, damit die Regierungen den Banken ihre Kredite zurückzahlen können.
D`Eramo erinnert daran, dass Mario Monti den ItalienerInnen im November 2011 ohne jegliche demokratische Legitimierung als angeblich neutraler Technokrat als Regierungschef von der EU vor die Nase gesetzt worden war:
"Mario Monti hatte die Unterstützung des italienischen Establishments (Fiat- Boss Sergio Marchionne, Ferrari-Boss Luca Cordero di Montezemolo und viele andere), des deutschfreundlichen Europas und der internationalen Finanzbranche (Monti arbeitete als Berater bei der größten Privatbank der Welt, Goldman Sachs), ja sogar der Vatikan und die italienische Bischofskonferenz standen ihm zur Seite – eine Verbindung, die man nun endgültig als überschätzt für den Ausgang italienischer Wahlen betrachten darf."

Bei den Parlamentswahlen vom 24. und 25. Februar 2013 erhielt Mario Monti nun seine demokratische (De-) Legitimierung mit 10,56% der Stimmen im Abgeodnetenhaus und 9,13% im Senat. -
Die beiden Clowns Beppe Grillo und Silvio Berlusconi erhielten im Abgeordneten-Haus 25,55 bzw. 29,18%. 

Im „realen Kapitalismus“, der Europa heute prägt, haben die Italiener als Erste die Banker offen herausgefordert – ein Mut, den weder die Griechen noch die Spanier, noch die Portugiesen hatten, die brav Regierungen nach Wunsch von Frankfurt und Berlin wählten. Sogar das mächtige Frankreich hat mit der Wahl François Hollandes nur leise protestiert. 
 D´Eramo a.a.O.

So kann man es auch sehen.
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Und warum gibt es in Italien keine freie Berichterstattung?

Das kann man am Besten bei Noam Chomsky nachlesen in seiner 5. Vorlesung in Managua vom 7. März 1986 (deutsch: Die fünfte Freiheit. Über Macht und Ideologie. Vorlesungen in Managua. Argument, Berlin 1988).

Was er dort ( den australischen Gelehrten Alex Carey zitierend) über "propagandageleitete Demokratie" sagt, kann man auch auf andere demokratische Länder übertragen. 
 


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