Sonntag, Juni 15, 2014

Syrien: West-Kurdistan oder Das Demokratische Experiment Rojava

Quelle: wikipedia
Im Windschatten der weltpolitischen Ereignisse hat sich im Norden Syriens, in West-Kurdistan, ein demokratisches Experiment etabliert: 

West-Kurdistan 
ist auf dieser Karte knallgelb eingezeichnet. Nördlich davon, oben links auf der Karte, liegt das kurdische Siedlungs-Gebiet in der Türkei und östlich davon, oben rechts, schließt das ölreiche Kurdengebiet im Irak an. West-Kurdistan nennt sich Rojawa, sprich "Rodschawa", was einfach "Westen" bedeutet oder "Land im Westen" oder romantischer: "Land, wo die Sonne untergeht".

Da Rojawa am nördlichen Rande Syriens liegt, also im wahrsten Sinne des Wortes "etwas ab vom Schuss", konnte sich dort ein relativ autonomes Gebiet etablieren, in das sich nun auch viele Flüchtlinge aus den anderen Teilen Syriens flüchten. (Auch die Kurden des Irak haben im Norden Iraks ein autonomes Gebiet eingerichtet: Süd-Kurdistan. Die bewaffneten Einheiten dort nennen sich Peschmerga.)


Wikipedia schreibt über Rojawa/West-Kurdistan:
Teile dieses nicht klar abzugrenzenden Gebiets stehen als de facto autonome Gebiete unter kurdischer Kontrolle, diese wurden einseitig von der kurdischen Partiya Yekitîya Demokrat (PYD), der christlichen Suryoye Einheitspartei und weiteren Kleinparteien während des syrischen Bürgerkrieges proklamiert.

Die kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD, siehe oben) hat einen militärischen Flügel, die YPG, die 2011/2012 gegründeten Volksverteidigungseinheiten oder People’s Protection Units. -
Nach eigenen Angaben wurden diese Volksverteidigungseinheiten zum Schutz der kurdischen Gebiete vor einem Einschwemmen des Krieges zwischen syrischer Armee und Freier Syrischer Armee (FSA) sowie der Gefahr vor militärischer Interventionen benachbarter Länder gegründet.



Mitte Juni 2014 gab die YPG bekannt:
"Die Volksverteidigungseinheiten Rojavas (YPG) geben bekannt, dass sie bereit sind, erfahrene Einheiten der YPG nach Südkurdistan [das sind die autonomen Kurdengebiete im Nord-Irak] zu schicken, um gemeinsam Südkurdistan gegen die Dschihadisten von Islamischer Staat Irak und Syrien (ISIS) zu verteidigen. ...

Die Terroranschläge von Islamischer Staat Irak und Syrien (ISIS) in den Städten Chanaqin, Celwela und Tuz Khurmatu auf die Gebäude der YNK (Partei der Patriotischen Union Kurdistans) führten zu dutzenden Toten und Verletzten in Südkurdistan. Diese Massaker an der Zivilbevölkerung in der Provinz Mossul sind Angriffe auf die gesamte kurdische Bevölkerung. ...

Wir, die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), bekämpfen die radikalen islamistischen Gruppen seit eineinhalb Jahren. Wir haben immer wieder erklärt, dass von ISIS Pläne geschmiedet werden, die kurdische Bevölkerung zu liquidieren. Im Rahmen unseres Kampfes gegen diese Gruppen haben wir Erfahrung gesammelt, unsere KämpferInnen haben mit ihrem aufopferungsvollen Kampf Geschichte geschrieben."


Siehe auch:
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Quelle

Der nachstehende Aufruf wird getragen von medico international und Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. : (Auszug)

Die Kurden sind die größte ethnische Minderheit des Landes Syrien.
Sie nennen den von ihnen bewohnten Teil: Rojava, der kurdische „Westen“. Die Region besitzt eine einzigartige kulturelle und religiöse Vielfalt. Der weitgehende Rückzug der Staatsmacht hat für die 2,5 Millionen Menschen, die diesen Westen bewohnen, das Fenster zur lang ersehnten Autonomie aufgestoßen.

Heute erproben sie das Experiment einer direkten kommunalen Demokratie
und damit auch die Möglichkeit gesellschaftlicher Konfliktlösungen jenseits der alten von Überwachen und Strafen geprägten Kultur der Gewalt. Ihre politischen Organe legen Wert auf einen hohen Anteil von Frauen. Ein neues Gesundheitswesen wird aufgebaut, ebenso eigene Sicherheitskräfte. In den Schulen lernen die Kinder neben Arabisch neuerdings auch Kurdisch – ein absoluter Tabubruch.
Dieses friedenspolitisch wichtige Vorhaben ist bedroht.
Jenseits der Grenze blockiert die Regionalmacht Türkei bewusst die Nothilfe für Kurdistan in Syrien. Auch von der irakisch-kurdischen Seite wird der freie Warenverkehr behindert. Innerhalb Syriens legen radikalreligiöse Milizen aus dem Al-Qaida-Netzwerk einen Belagerungsring um die kurdischen Siedlungsgebiete. Die islamistischen Eiferer verzeihen den Kurden weder ihr Experiment einer demokratischen Selbstverwaltung noch die garantierte Gleichberechtigung der Frau....

Auswirkungen des Krieges haben längst auch Rojava erreicht.
Wichtige Medikamente sind nicht mehr vorhanden. Infektionskrankheiten brechen wieder aus. Es gibt kein Insulin, chronisch Kranke wie Diabetiker, Nierenkranke und Krebspatienten können nicht mehr versorgt werden. Es fehlen Grundnahrungsmittel - wie Zucker, Öl, Reis und Tee - sowie Heizstoffe für Notunterkünfte. ...

Wir treten für den syrischen wie kurdischen Anspruch auf Freiheit und Gleichheit ein.
Das demokratische Experiment in Rojava hat der ethnisch-kulturellen, religiösen und demokratiepolitischen Vielfalt in Syrien neues Leben verliehen. Syrien braucht jetzt Frieden und Demokratie. Rojava in Syrien braucht heute unsere Anerkennung und Solidarität. ...

Der ganze Aufruf und die Liste der Erst-UnterzeichnerInnen:
Quelle
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http://kurdwatch.org

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