Donnerstag, Juni 30, 2016

Der Koran, die Bibel, Josef in Ägypten nebst Damengesellschaft, Thomas Mann und seiner Liebe

Josef (auch Joseph),
hebr. יוֹסֵף jōsēf,

ist der zweitjüngste Sohn des Erzvaters Jakob, in der Bibel auch einer der 12 Stammväter der 12 Stämme Israels.

Die Josefserzählungen der Bibel
stehen in der Bibel im sog. "Alten Testament" und dort im  allerersten Buch, dem 1. Buch Mose, (auch "Buch Genesis" genannt, weil dort zwei Schöpfungsgeschichten erzählt werden). Insgsamt umfassen die Josefs-Erzählungen dort etwa 400 Verse. 

Auch im Koran 
wird die biblische Josefstradition breit aufgenommen:  Die gesamte 12. Sure des Korans (auch "Quran") ist Yusuf (so lautet sein arabischer Name) gewidmet. Die Sure 12 im Koran hat 111 Verse. [nach: wikipedia]
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Thomas Mann

Joseph und seine Brüder
 ist eine Roman-Tetralogie (4 Bände) von Thomas Mann. Sie ist das umfangreichste Romanwerk des Autors. Die vier Teile wurden zwischen 1933 und 1943 veröffentlicht. Inspiriert durch eine Palästinareise im Jahr 1925 begann Thomas Mann 1926 in München mit der Niederschrift. Die ersten beiden Romane konnten noch in Berlin erscheinen. Abgeschlossen wurde der Roman sechzehn Jahre später, 1943, im kalifornischen Exil.


Die Tetralogie umfasst die Romane:
  1. Die Geschichten Jaakobs
  2. Der junge Joseph
  3. Joseph in Ägypte
  4. Joseph, der Ernährer [wikipedia] 
Inspiriert wurde Thomas Mann nicht nur durch seine Palästina-Reise 1925,

sondern auch durch Klaus Heuser, den er 1927 kennenlernte. Klaus Heuser gehört zu Thomas Manns großen Lieben. In der Figur des Josef hat er ihm ein Denkmal gesetzt.
"Klaus Heuser war der siebzehnjährige Sohn des Direktors der Düsseldorfer Kunstakademie, den Thomas Mann in seinen Ferien im Sommer 1927 in Kampen auf Sylt kennenlernte. In diesem Sommer war auch Klaus [Klaus Mann, Sohn von Thomas Mann] in Kampen gewesen, er hatte Klaus Heuser ebenfalls kennengelernt und mit Sicherheit wahrgenommen, daß hier für Thomas Mann — wieder an einem Strand — »Tadzio« [aus Thomas Manns "Tod in Venedig"] auferstanden war." [wikipdia]

Thomas Mann lud Klaus Heuser im Herbst nach München ein und bereitete ihm die »schönsten zwei Wochen« seines Lebens.
Obwohl Thomas Mann seine Tagebücher aus den Jahren 1927 / 28 vernichtete, erinnerte er sich in späteren Jahren immer wieder an seine Gefühle für diesen Jungen. 1933 notiert er in seinem Tagebuch: »Nach menschlichem Ermessen war das meine letzte Leidenschaft, — und es war die glücklichste. « Etwas später schreibt er: »Gestern Abend wurde es spät [...] Ich war tief aufgewühlt, gerührt und ergriffen von dem Rückblick auf dieses Erlebnis, das mir heute einer anderen, stärkeren Lebensepoche anzugehören scheint, und das ich mit Stolz und Dankbarkeit bewahre, weil es die unverhoffte Erfüllung einer Lebenssehnsucht war.
Es läßt sich nur phantasieren, was er mit »erstaunlicher Erfüllung« meinte. Lediglich eine Umarmung beim Abschied auf dem Bahnhof war es nicht, wie aus einer späteren Tagebuchnotiz hervorgeht: »Las lange in alten Tagebüchern aus der Klaus Heuser-Zeit, da ich ein glücklicher Liebhaber. Das Schönste und Rührendste der Abschied in München, als ich zum ersten Mal >den Sprung ins Traumhafte< tat und seine Schläfe an meine lehnte. Nun ja, — gelebt und geliebet. Schwarze Augen, die Tränen vergossen für mich, geliebte Lippen, die ich küßte, — es War da, auch ich hatte es, ich werde es mir sagen können, wenn ich sterbe.«
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Von der angeblich "engelsgleichen" Schönheit des Josef erzählt der Koran in Sure 12

Und sie [seine Brüder] verkauften ihn [Josef=Yusuf] zu einem schäbigen Preis für einige Dirhams; denn (an ihm) hatten sie kein Interesse. [12:20]

Und derjenige (Mann) aus Ägypten, der ihn gekauft hatte [in der Bibel Potifar genannt] , sagte zu seiner Frau: "Nimm ihn freundlich auf. Vielleicht kann er uns einmal nützlich werden, oder wir nehmen ihn als Sohn an." Und so gaben Wir [GOTT] Yusuf Macht im Land, und Wir lehrten ihn (auch) die Deutung der Träume. Und Allah setzt das durch, was Er beschließt. Die meisten Menschen aber wissen es nicht. [12:21] Und als er zum Mann heranwuchs, verliehen Wir ihm Weisheit und Wissen. Und so belohnen Wir diejenigen, die Gutes tun. [12:22]

Und sie [die Frau des Potifar; im Koran wird kein Name erwähnt], in deren Haus er war, versuchte ihn zu verführen gegen seinen Willen; 
und sie verriegelte die Türen und sagte: "Nun komm zu mir!" Er sagte: "Ich suche Zuflucht bei Allah. Er ist mein Herr. Er hat meinen Aufenthalt ehrenvoll gemacht. Wahrlich, die Frevler erlangen keinen Erfolg." [12:23]

Und sie begehrte ihn, (und) auch er hätte sie begehrt, wenn er nicht ein deutliches Zeichen von seinem Herrn gesehen hätte. 

Das geschah, um Schlechtigkeit und Unsittlichkeit von ihm abzuwenden. Wahrlich, er war einer Unserer [Gottes] auserwählten Diener. [12:24]
Und sie eilten beide [Josef und Potifars Frau] zur Tür, und sie zerriß sein Hemd von hinten, und sie trafen an der Tür auf ihren Mann. Sie sagte: "Was soll der Lohn desjenigen sein, der gegen deine Familie etwas Böses plante, wenn nicht das Gefängnis oder sonst irgendeine schmerzliche Strafe?" [12:25]
Er sagte: "Sie war es, die mich gegen meinen Willen zu verführen suchte." Und ein Zeuge aus ihrer Familie bezeugte es: "Wenn sein Hemd vorne zerrissen ist, dann hat sie die Wahrheit gesprochen und er ist ein Lügner. [12:26]
Wenn sein Hemd jedoch hinten zerrissen ist, so hat sie gelogen, und er ist der, der die Wahrheit sagte." [12:27]
Als er nun sah, daß sein Hemd hinten zerrissen war, da sagte er: "Wahrlich, das ist eine List von euch (Weibern); eure List ist wahrlich groß. [12:28]

[Gott sagte:] O Yusuf, wende dich ab von dieser Sache, und du (, o Frau), bitte um Vergebung für deine Sünde. Denn gewiß, du gehörst zu den Schuldigen." [12:29]

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Potifars Frau hat offenbar in der Stadt von der Schönheit Josefs berichtet und die Damen der Gesellschaft eingeladen, sich in ihrem Haus persönlich davon zu überzeugen. Auch Thomas Mann greift diese Geschichte - die in der Bibel nicht vorkommt - im 3. Band seiner 4 Josejs-Romane auf: "Die Damengesellschaft".
Bevor Josef vor den Damen erscheint, verteilt sie an die Damen kleine Messerchen. Warum, ergibt sich aus der Sure 12, Vers 31:
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Und einige Frauen in der Stadt sagten: "Die Frau des 'Aziz [Potifars] verlangt von ihrem Burschen die Hingabe gegen seinen Willen; sie ist ganz verliebt in ihn. Wahrlich, wir sehen sie in einem offenbaren Irrtum." [12:30]

Als sie von ihren Ränken hörte, da sandte sie ihnen (Einladungen) und bereitete ein Gastmahl für sie und gab einer jeden von ihnen ein Messer und sagte (zu Yusuf): "Komm heraus zu ihnen!" Als sie ihn sahen,

bestaunten sie ihn und schnitten sich (dabei) in die Hände und sagten: "Allah bewahre! Das ist kein Mensch, das ist nichts als ein edler Engel." [12:31]

Sie sagte: "Und dieser ist es, um dessentwillen ihr mich getadelt habt. Ich habe allerdings versucht, ihn gegen seinen Willen zu verführen, doch er bewährte sich. Wenn er nun nicht tut, was ich ihm befehle, so soll er unweigerlich ins Gefängnis geworfen werden und einer der Gedemütigten sein." [12:32]
Er sagte: "O mein Herr, mir ist das Gefängnis lieber als das, wozu sie mich auffordern; und wenn Du ihre List nicht von mir abwendest, so könnte ich mich ihnen zuneigen und einer der Unwissenden sein." [12:33]
Da erhörte ihn sein Herr und wendete ihre List von ihm ab. Wahrlich, Er ist der Allhörende, der Allwissende. 
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Mehr darüber 
  • und warum das alles im Koran und in der Bibel steht
  •  kann/konnte man bei dem katholischen Theologen Karl-Josef Kuschel an der Uni Tübingen erfahren oder in seinen Büchern:

 

Josef in Ägypten: Bibel und Koran
(Beck'sche Reihe)
von Hartmut Bobzin (Bearbeitung),
Karl-Josef Kuschel (Bearbeitung)
Taschenbuch – 15. Februar 2008,
ab ca. 5 Euro




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