Dienstag, November 22, 2016

Islam - Frauen - Verschleierung - Zentralasien

Zentralasien war schon immer eine umkämpfte Region. 

Quelle
Heute, 2016, hört sich das z.B. so an: 

Quelle
»Claudia Haydts Vortrag „Konfrontation(en) in Osteuropa“ ließ vermuten, es gehe um den Ukraine-Konflikt. Doch die Soziologin, die Mitglied im Vorstand der Tübinger Informationsstelle Militarisierung (IMI) ist, berichtete auf dem IMI-Kongress am Wochenende [19./20. November 2016] über die Situation in der früheren Sowjetrepublik Moldawien, wo ebenfalls unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen.«
"Die Informationsstelle Militarisierung e.V. (IMI) wurde 1996 von mehreren Personen aus dem linksalternativen Spektrum der Neuen sozialen Bewegungen, insbesondere der Friedensbewegung. Ziel ist es mit eigenen Analysen und Informationen einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten. Die IMI versteht sich als Mittlerin zwischen der Sozialen- und Friedensbewegung und der wissenschaftlichen Bearbeitung von Konflikten und Konfliktkonstellationen. Die IMI will Information für alle Akteure der Gesellschaft bereitstellen sowohl für die politische als auch für die pädagogische Arbeit." [wikipedia]

»Seit den 1990er Jahren bestehe ein Partnerschafts- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und Moldawien, erläuterte die Referentin vor über 100 Interessierten. Das Land sei allerdings seit einem Bürgerkrieg in der ersten Hälfte der 1990er Jahre gespalten:
Quelle
Der westliche Teil hat enge historische Beziehungen zu Rumänien und ist eher EU-orientiert, das östliche Transnistrien ist de facto eine unabhängige Region und befindet sich unter russischem Einfluss – politisch wie militärisch.

Die EU brauche die Republik Moldau, wie das Land offiziell genannt wird, „zur vorgelagerten Grenzsicherung“. Im Zuge einer gemeinsamen Grenzschutzmission würden „gigantische Grenzanlagen“ gebaut.

Dem Land komme die Aufgabe eines „Türstehers“ zu, der die EU-Außengrenze sichern soll. Seit 2014 gibt es ein Assoziierungsabkommen der EU mit Moldawien. Das Abkommen diene dazu, eine „neoliberale“ Wirtschaftsordnung durchzusetzen und die Integration Moldawiens in die EU und in die Nato vorzubereiten. [...] Das Land ist mithin „Teil der EU-Militärmacht, ohne Teil der EU zu sein“, sagte Haydt. So seien moldawischeSoldaten an der Trainingsmission der EU für die Truppen Malis beteiligt.«

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Anfang des 20. Jahrhunderts war Zentralasien noch in der Hand Englands und Frankreichs, doch die Zeit von "Britannia rules the world" neigte sich dem Ende entgegen.

Quelle: Peter Frankopan, Licht aus dem Osten, 1. Auflage Oktober 2016, Sete 424

Russland versuchte sich nach Süden auszudehen, und England sorgte sich deshalb, dass Russland via Persien und Afghanistan Englands Herrschaft über Indien bedrohen könnte. Das tat Russland dann auch ebenso wie anschließend die Sowjetunion:
Nach der Revolution in Russland drängte es auch die Bolschewiki - wie zuvor schon die Zaren - gen Indien, um die Vorherrschaft der Briten zu brechen.

Trotzki 1919:
"Der Weg nach Indien könnte sich für uns zum jetzigen Zeitpunkt durchaus als leichter bewältigbar und sogar kürzer als der Weg zu einem sowjetischen Ungarn erweisen."- "Der Weg nach Paris und London" führe "über die Städte Afghanistans, des Punjab und Bengalens."

Delegierte der «werktätigen Massen aller Orientvölker Indiens, Persiens, der Türkei und Armeniens» sowie jener aus Mesopotanien, Syrien, Arabien und darüber hinaus wurden 1920 zu einer Konferenz in Baku eingeladen, wo einer der Hauptdemagogen der Bolschewiki, Grigori Sinowjew, kein Blatt vor den Mund nahm.
«Wir stehen gegenwärtig vor der Aufgabe, einen wahren heiligen Krieg gegen die englischen und französischen Kapitalisten zu entfachen», einen Krieg gegen den Westen, sagte er den Zuhörern. Die Zeit sei gekommen, «die werktätigen Massen des Ostens zum Hass, zu dem Willen [zu] erziehen, gegen die Reichen überhaupt, gleichgültig, ob Russen, Juden, Deutsche, Franzosen, zu kämpfen». Er schloss mit dem Aufruf: «Brüder, wir rufen euch zum heiligen Kampfe auf, in erster Linie gegen den englischen Imperialismus!»

Die Botschaft fiel auf fruchtbaren Boden. Abgesehen von den jubelnden Delegierten gab es auch einige, die in Aktion traten. - Intellektuelle wie Muhammad Barakatullah, der über die Verschmelzung des «Bolschewismus und der islamischen Nationen» schrieb. Sie drängten darauf, den Sozialismus im gesamten muslimischen Asien zu verbreiten. [Quelle: Peter Frankopan, a.a.O. Seite 490f] ___________________________________
 
In diesem Kontext sind auch die folgenden Bilder entstanden:


Dieses Poster aus Usbekistan wurde in den 1920er Jahren in Taschkent veröffentlicht. Der Text: "Frauen! Beteilgt euch an an den Wahlen zu den Sowjets!"
Im Hintergrund sieht man links eine total verschleierte Frau. Die Frau im Vordergrund weist die Richtung. Von links nach rechts wird der Schleier immer durchsichtiger, das Gesicht der verschleierten Frau immer sichtbarer.


In Moskau wurde 1921 diese Bild des Künstlers Nikolai Kochergin publiziert: Militante sowjetische Frauen auf der linken Seite vereinigen sich mit ihren muslimischen Schwestern im Sonnenlicht. [Quelle: David King, Red Star Over Russia, Tate Publishing, 2008]


Freitag, November 11, 2016

Donald Trump: "I alone can fix it". - Empöre und verwundere dich nicht!

Die Empörung ist groß (und falsch).
  • Ja, Hillary Clinton hatte 200.000 Stimmen mehr als Donald Trump. - Wenn das Wahlsystem anders wäre, ... .
  • Ja, wenn nur die unter 40-Jährigen gewählt hätten oder gar nur die unter 29-Jährigen oder nur die Afro-AmerikanerInnen oder nur die mit lateinamrikanischer Abstammung ...
    • Ja, wenn die Medien nicht nah dem Motto Viel Krawall bringt eine hohe Einschaltquote gehandelt hätte, ... . 
Dann wäre Hillary Clinton, die "Falkin", jetzt vielleicht Präsidentin der USA. -
Es gab allerdings auch viele Menschen, die sagten: Die Wahl zwischen Clinton und Trump ist die wie zwischen Pest  und Cholera. - Was haben wir nun? Die Pest oder die Cholera? Man wird sehen.


Viele Menschen freuen sich aber auch über die Wahl Trumps (manche vielleicht mit etwas Sorge und Bedenken dabei).

Es freuen sich:
  • Der russische Präsident Putin, (weil Trump anerkennen will, dass die Krim zum russischen Staatsgebiet gehöre).
  • Die deutsche Zement-Industrie (HeidelbergCement mit Chef Scheifele) ist positiv gestimmt: Der Zement für den Bau der fast 2000 km langen Mauer zwischen den USA und Mexiko "aus schönem Beton" (Trump) würde etwa eine Milliarde Euro kosten. "Mexiko wird zu 100 Prozent für die Mauer bezahlen", so Trump im Covention-Center in Phoenix/Arizona.
  • Die Volksrepublik China freut sich. „China freut sich auf die Zusammenarbeit mit der künftigen US-Regierung und setzt auf neue bilaterale Beziehungen, von denen beide Länder und die ganze Welt profitieren werden“. heißt es in einer kurzen Erklärung aus dem chinesischen Außenministerium.
  • Die deutsche Verteidigungs-Ministerin und die Europäische Rüstungsindustrie freuen sich: Endlich werden sie wohl mehr aufrüsten dürfen.
  • TTIP Gegner freuen sich (eingeschränkt).
  • Die Mehrheit der weißen Männer in den USA freut sich, weil die "White Supremacy" erst einmal wieder gerettet scheint.
  • Die Mehrheit der weißen Frauen schließt sich der Männer-Freude an, auch 52% der weißen Frauen stimmten ja für Trump.
  • Der ungarische Präsident Orban freut sich, weil er einen Seelen-Verwandten gefunden zu haben glaubt. 
  • Die AfD freut sich. "Dieses Wahlergebnis macht Mut für Deutschland und Europa, denn Trump hat tatsächlich die Karten zur politischen Zeitenwende in der Hand." (Frauke Petry)
  • Fundamentalistische und evangelikale protestantische ChristInnen freuen sich. 
  • KatholikInnen freuen sich (Trump hat die Verschärfung der Abteibungsgesetze versprochen).
  • Rechtspopulisten in ganz Europa freuen sich: "Die politische Linke und das abgehobene sowie verfilzte Establishment wird Zug um Zug vom Wähler abgestraft und aus diversen Entscheidungsfunktionen heraus gewählt." (Heinz-Christian Strache, Vorsitzender FPÖ aus Österreich) 
  • Sehr viele AmerikanerInnen werden sich freuen, denn: "Wir werden uns um unsere sozialen Brennpunkte kümmern und unsere Straßen, Brücken, Tunnel, Flughäfen, Schulen und Krankenhäuser wiederaufbauen. Wir werden unsere Infrastruktur, die übrigens allen überlegen sein wird, wiederaufbauen. Und wir werden bei diesem Wiederaufbau Arbeitsplätze für Millionen von Menschen schaffen.." (Trump direkt nach der Wahl) -
  • ...
  • Wer noch?
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Empöre und wundere dich nicht.

Der beste Kommentar zur Wahl, den ich bisher gelesen habe, stammt von der 30-jährigen Amerikanerin Deborah Feldmann, die heute in Berlin lebt.
"Nichts empört mich so sehr wie die Empörung selbst. 
Ich sehe das Entsetzen in den Gesichtern verblüffter Politiker, in ihrer Selbstzufriedenheit gestörte Journalisten, bestürzte Eliten und mürrische Pseudoliberale. Sie können nicht glauben, dass das System, das für sie bisher funktioniert hat, sich ändern könnte. 
Denn sie verstehen nicht, dass die Welt für viele Menschen anders aussieht als für sie. 

  • Haben sie wirklich erwartet, dass Leute, die ein halbes Jahrhundert die Kosten eines globalen Neoliberalismus getragen haben, der sich als Sozialdemokratie tarnt und das Banner der Menschenrechte hochhält, um Ausbeutung, Korruption und Gier zu verbergen, sich nicht wehren würden? 
  • Können gebildete Menschen tatsächlich von der vollkommenen Absage an ein System überrascht sein, das vor allem ihnen selbst Vorteile verschafft? 

Wenn die Verwunderung der Politiker, Experten und Pressesprecher echt ist, dann ist die Entfremdung von denen, die sie repräsentieren sollen, wirklich beängstigend: Es zeigt ihre absolute Ignoranz gegenüber Menschen, mit der sie ihre Welt teilen müssen. Diese Menschen, die wir als hässliche Karikaturen der Dummheit und Wut darstellen, können nicht so einfach zurückgewiesen werden, wie wir es gerne hätten. Sie haben eine Stimme – und Demokratie bedeutet, dass die genauso wertvoll und wichtig ist wie unsere. [...] 
Lasst uns unsere Empörung und unsere Entrüstung beiseiteschieben und lernen, Menschlichkeit auch in den Menschen zu sehen, die anders denken, aussehen und handeln als wir. Und das unabhängig von ihren politischen Überzeugungen. Ich möchte nicht von der biblischen Verpflichtung sprechen, diese Menschen lieben zu müssen, sondern davon, dass wir sie akzeptieren müssen, weil wir ein gemeinsames Schicksal teilen."
[Der ganze Text]
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Siehe auch:
Lies auch:
Zum Buch
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Mittwoch, November 02, 2016

"Gegen den Hass" - Leichter geschrieben als getan.

Zum Buch
»In ihrer repräsentativen Umfrage „Deutsche Zustände“ stellten die Soziologen um den Bielefelder Forscher Wilhelm Heitmeyer eine „Vereisung des sozialen Klimas“ fest. Sie sprechen von einem „verrohenden Bürgertum“. Vor allem bei den knapp 20 Prozent Wohlhabenden oder Reichen diagnostizieren sie eine erschreckend zunehmende Islamfeindlichkeit.
Die „taz“ titelt dazu: „In der Mitte der Gesellschaft wächst der Hass.“«
[Quelle; Dezember 2010!)

Kanzlerin Merkel hat das ganz treffend formuliert:
"All das was ich Ihnen hier sage, wird niemanden überzeugen,
der immer nur, und das auch noch ausdauernd, „Merkel weg“ schreit. Das ist mir klar. Es heißt ja neuerdings, wir lebten in postfaktischen Zeiten. Das soll wohl heißen, die Menschen interessieren sich nicht mehr für Fakten, sie folgen allein den Gefühlen.
Und das Gefühl einiger geht so: Ich triebe unser Land in die Überfremdung, Deutschland sei bald nicht mehr wiederzuerkennen,
und nun wäre es unlogisch, dies mit Fakten zu kontern, auch wenn ich – dafür kennen Sie mich ausreichend – sofort in der Lage wäre, das herunterbeten zu können.
Ich will dem also meinerseits mit einem Gefühl begegnen: Ich habe das absolut sichere Gefühl, dass wir aus dieser zugegeben komplizierten Phase, besser herauskommen werden, als wir in diese Phase hineingegangen sind."  [Quelle; Angela Merkel, September 2016]
Gefühl gegen Gefühl. - Auch keine Lösung. - Und nun? Wie weiter?
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Postfaktische Kommunikation. Ein Beispiel.

 Jüngst bekam ich eine Mail von einer gut situierten Kollegin aus der Mittelschicht:

[Quelle; Dezember 2010!)
"Habe aber neulich gelesen , dass ein Syrer mit 4 Frauen und 23 Kindern hier Asyl bekommt und monatlich mehr als 30000 €!"


Diese Geschichte war wohl irgendwie an mir vorbei gegangen.
Ich wollte es aber nun (möglichst) wissen, wie das in diesem Fall ist mit den Fakten und habe recherchiert in "linken" und "rechten" Medien und in "neutralen" ... .

Heraus kamen dabei Fakten und Gefühle.

  • 4! Frauen: Das gehört sich nicht. Unanständig. Unmoralisch. Sexuell überaktive Araber! - Wie die auf der Kölner Domplatte an Silvester 2015. - Ich muss meine Töchter davor schützen. - Angst? Berechtigte Angst? Erzeugte Angst? Sexual-Neid?
  • 23! Kinder: Das sind fast 6 Kinder pro Frau. - Wer soll das bezahlen? Wir geben uns mit 1,4 Kindern und 1 Frau zufrieden - Die kassieren unser Kindergeld. Von unseren Steuergeldern.- Wir kommen zu kurz - die bekommen alles in den After geschoben. - Neid? Sozial-Neid? Berechtigte und begründete Kritik? Asoziale syrische Männer, die es sich in Deutschland auf unsere Kost gut gehen lassen? Oder asoziale deutsche Mittelschicht, die ausgebombte Flüchtlinge nicht vor ihrem freistehenden Einfamilienhaus oder ihrem sauer ersparten Reihenendhaus sehen möchten?
  • Asyl? - Oder nur Asylbetrug? Berechtigtes Misstrauen oder übertriebenes Misstrauen? 

Die vorläufige Faktenlage:
  • Ja, diese Familie gibt es.
  • Sie kamen (getrennt) 2015 nach Deutschland.
  • Nach Angaben der Stadt Montabaur reisten die Frauen mit den Kindern jeweils unabhängig von einander nach Deutschland.
  • Ja, die Familie habe aufgrund ihrer eigenen konservativen Strukturen anfangs große Probleme bei der Betreuung hervorgerufen.
  • Eine weitere Großfamilie mit vier Ehefrauen und mehr als 20 Kindern sei dem Amt zumindest im Westerwaldkreis nicht bekannt.
  • Eine Zusammenführung der Großfamilie fand nicht statt und sei auch nicht geplant.
  • Die Mehrfachehe des Mannes wird nicht anerkannt.
  • Der Mann musste sich entscheiden, mit welcher seiner Frauen er eine Bedarfsgemeinschaft bilden möchte, was innerfamiliäre Konflikte auslöste.
  • Mit dieser Frau und ihren Kindern lebt er in Montabaur als Bedarfsgemeinschaft.
  • Eine andere der Frauen lebt mit Kindern in der Nachbargemeinde, zwei Frauen mit Kindern leben im Bereich Koblenz. 
  • Diese gehören NICHT zu der Bedarfsgemeinschaft (Was für die Berechnung des Unterhalts von Bedeutung ist).
  • Die Zahl 30.000 ist rein fiktiv. Sie wurde von „HubertKönigsstein, Diplom-Finanzwirt beim Deutschen Arbeitgeberverband“ ins Spiel gebracht, der sie am grünen Tisch - korrekt - errechnet hat-Aber unter der Maßgabe, dass alle 4 Ehen als Ehen nach deutschem Recht und alle 28 Personen als "Bedarfsgemeinschaft" anerkannt würden.
  • Dieser "Deutsche Arbeitgeberverband Markt & Freiheit e.V." hat mit dem "richtigen" Deutschen Arbeitgeber-Verband nichts zu tun, möchte aber offensichtlich den Anschein erwecken, er habe es. Der "richtige" heißt „Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).  
  • »Während [dieser] Deutsche Arbeitgeber Verband auf seiner Homepage die Reizthemen unserer Zeit ausgiebig erörtert, geizt er mit Angaben über seine Mitglieder. … Mitglied in der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) ist der Wiesbadener Verein nicht. Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass hinter dem Verband nur eine Handvoll Leute stehen, die mit Hilfe eines Internet-Auftritts politisch Mimikry betreiben. In der öffentlichen Wahrnehmung ist der Verband bislang kaum präsent. Das zeigen nicht zuletzt die bescheidenen Zugriffszahlen seines Internetportals.« [Zitat-Quelle] 

Wie ahnte Kanzlerin Merkel schon im September 2015:
 »All das was ich Ihnen hier sage, wird niemanden überzeugen,
der immer nur, und das auch noch ausdauernd, „Merkel weg“ schreit. Das ist mir klar. Es heißt ja neuerdings, wir lebten in postfaktischen Zeiten. Das soll wohl heißen, die Menschen interessieren sich nicht mehr für Fakten, sie folgen allein den Gefühlen.«

Auch der Kollegin waren die Fakten egal,  die ich mühsam - ich hatte die Illusion: Auch für sie - herausgefunden hatte. Warum? Egal ob 5000 oder 50000 - WIR müssen für die Ausländer zahlen. Und das ist das Gefühl, das gegen Fakten resistent ist.

Was die gelernte Physikerin sagt, weiß die Biologie schon lange: 


Fakten und Gefühle werden in ganz getrennen Teilen des Gehirns verarbeitet.
  • Die Fakten hinter der Stirn im Frontalhirn, 
  • die Gefühle ganz im der Tiefe des Gehirns, im limbischen System und im Stammhirn, von manchen scherzhaft auch "Amphibienhirn" genannt, weil es auch die Krokodile schon besaßen. - In diesen Teilen befinden sich die Funktionen und Gefühle, die man für das Lesen und Diskutiren nicht benötigt, sehr wohl aber für das Überleben:
    Hunger, Durst, Sex, Reflexe, Auf-der-Hut-Sein vor dem Feind ... .
    Das ist auch gut so, ohne diese Teile wäre alles Leben nicht, aber es ist nicht alles.
Eine Verbindung zwischen beiden wird oft erst durch starke persönliche und existenzielle Er-Fahrungen, Er-Lebnisse, Er-Schütterungen hergestellt, z.B. wenn ich meinen Arbeitsplatz für bombensicher hielt und dann plötzlich auf die Straße gesetzt werde.  - Oder wenn eine gut situierte Person (Reihenendhaus auf Kredit) in einem für sicher gehaltenen Land selber ausgebombt wird, ins Ungewisse fliehen muss, selber die Erfahrung macht, auf die Hilfe anderer und völlig fremder Menschen angewiesen zu sein. - Dann kann es plötzlich "Klick" machen... . -

Bis dahin sind Worte nichts als Worte und Bücher nichts als bedrucktes Papier.

Quelle