Mittwoch, Juli 05, 2017

Die globale Lösung der Flüchtlingskrise und die Neu-Verteilung der Welt. Kalkül und Gerechtigkeit.

Der katholische Theologe (vor 25 Jahren wurde ihm die Lehr- und Predigtbefugnis entzog, 2005 trat er aus der Kirche aus) Eugen Drewermann wurde vom Deutschlandfunk gefragt,ob er es für richtig halte, dass die christlichen Kirchen sich in der Flüchtlingsfrage so eindeutig positionieren.
Zum Beispiel:
Seine erste Reise überhaupt als Papst führte Franziskus auf die Insel Lampedusa vor Sizilien. Dort warf er am 8. Juli 2013, keine vier Monate nach seiner Wahl, von einem Boot aus einen Kranz ins Mittelmeer, um an die Tausenden von Bootsflüchtlinge zu erinnern, die auf der Überfahrt nach Europa ums Leben gekommen sind.
  
Er sagte dort:
»Immigranten auf dem Meer umgekommen, auf den Booten, die statt eines Weges der Hoffnung ein Weg des Todes wurden. So die Überschriften der Zeitungen. Als ich vor einigen Wochen diese Nachricht hörte, die sich leider sehr oft wiederholte, drangen die Gedanken immer wieder wie ein Leid bringender Stich ins Herz. Und da habe ich gespürt, dass ich heute hierher kommen musste, um zu beten, um eine Geste der Nähe zu setzen, aber auch um unsere Gewissen wachzurütteln, damit sich das Vorgefallene nicht wiederhole. Es wiederhole sich bitte nicht. ...
Heute Morgen möchte ich im Licht des Wortes Gottes, das wir gehört haben, einige Worte vorlegen, die vor allem das Gewissen aller anstoßen und dazu bringen sollen, nachzudenken und gewisse Haltungen konkret zu ändern.
„Adam, wo bist du?“, lautet die erste Frage, die Gott an den Menschen nach dem Sündenfall richtet. „Wo bist du, Adam?“ Adam ist ein Mensch ohne Orientierung, der seinen Platz in der Schöpfung verloren hat, weil er glaubt, mächtig zu werden, alles beherrschen zu können, Gott zu sein. Und die Harmonie geht zu Bruch, der Mensch geht fehl, und dies wiederholt sich auch in der Beziehung zum anderen, der nicht mehr der zu 
liebende Bruder ist, sondern bloß der andere, der mein Leben, mein Wohlbefinden stört.


Und Gott stellt die zweite Frage: „Kain, wo ist dein Bruder?“ Der Traum, mächtig zusein, groß wie Gott, ja Gott zu sein, führt zu einer Kette von Fehlern, zur Kette des Todes, führt dazu, das Blut des Bruder zu vergießen!
Diese beiden Fragen Gottes ertönen auch heute in all ihrer Kraft! Viele von uns, ich schließe auch mich ein, sind wir ohne Orientierung, wir achten nicht mehr auf die Welt, in der wir leben, wir wahren und hüten nicht, was Gott für alle geschaffen hat, und wir sind nicht einmal mehr in der Lage, einander zu hüten. Und wenn diese Orientierungslosigkeit Weltdimensionen annimmt, kommt es zu Tragödien wie jener, die
wir erfahren haben.„Wo ist dein Bruder?“ Sein Blut schreit bis zu mir, sagt Gott. ...
Diese Brüder und Schwestern von uns suchten, schwierigen Situationen zu entkommen, um ein wenig Sicherheit und Frieden zu finden; sie suchten einen besseren Ort für sich und ihre Familien, doch sie fanden den Tod. Die dies suchen, wie oft finden sie kein Verständnis, finden sie keine Aufnahme und Solidarität! Und ihre Stimmen dringen bis
zu Gott! ...
Bevor sie hierher kamen, passierten sie die Hände der Menschenhändler, welche die Armut der anderen ausnutzen, diese Leute, für die die Armut der anderen eine Einnahmequelle ist. Wie viel haben sie gelitten! Und einige haben es nicht geschafft, hierher zu kommen. „Wo ist dein Bruder?“ Wer ist der Verantwortliche für dieses Blut? In der spanischen Literatur gibt es eine Komödie von Lope de Vega. Darin wird erzählt, wie die Einwohner der Stadt Fuente Ovejuna den Gouverneur umbringen, weil er ein Tyrann ist. Dies geschieht auf eine Weise, dass unbekannt bleibt, wer ihn getötet hat. Und als der Richter des Königs fragt: „Wer hat den Gouverneur umgebracht?“, antworten alle: „Fuente Ovejuna, Herr“. Alle und niemand! Auch heute taucht diese Frage nachdrücklich auf:
Wer ist der Verantwortliche für das Blut dieser Brüder und Schwestern? Niemand! Wir alle antworten so: Ich bin es nicht, ich habe nichts damit zu tun, es werden andere sein, sicher nicht ich. Aber Gott fragt einen jeden von uns: „Wo ist dein Bruder, dessen Blut zu mir schreit?“
Die Globalisierung der Gleichgültigkeit macht uns alle zu „Ungenannten“, zu Verantwortlichen ohne Namen und ohne Gesicht.
„Adam, wo bist du?“, „Wo ist dein Bruder?“ sind die zwei Fragen, die Gott am Anfang der Geschichte der Menschheit stellt und die er ebenso an alle Menschen unserer Zeit, auch an uns richtet. ...
Vergebung, Herr!
Herr, gib, dass wir auch heute deine Fragen hören: „Adam, wo bist du?“ „Wo ist das Blut deines Bruders?“ «
(Quelle und ganzer Text)

Eugen Drewermann antwortete dem Deutschlandfunk:
»Ich hätte viel darum gegeben, sie [die Kirchen] hätten es viel früher getan. Schon in den 90er-Jahren nach dem Schengen-Abkommen war deutlich, was für eine Art von Außenpolitik wir den Flüchtlingen gegenüber einschlagen würden. Auf all das greifen wir jetzt zurück und tun so, als wenn wir asyl- und menschenfreundlich wären. Im Gegenteil, wir treiben im Strom eines Europas, das sich abschottet an der Südgrenze, um seinen Wohlstand zu halten, unter Bedingungen, die die Verwüstung der Dritten Welt überhaupt zur Voraussetzung haben, soweit ab, dass die Kirchen protestieren müssen ______________________________________________

Wer ist der Verantwortliche? - Niemand!

Doch, die Ursachen sind klar und werden wohl auch von kaum jemand bestritten.
Kurz und einfach gesagt:

Nach dem Ende des Kalten Kriege, dem Ende der Sowjetunion und des Ostblocks, war die Geschichte nicht zuende, es wurde nur ein neues Kapitel aufgeschlagen.

 Das Römische Imperium ging unter, das Osmanische Reich ging unter, das Britische Imperium ging unter, die Sowjetunion ging unter, das US-Imperium ... möchte noch nicht untergehen und verteidigt sich heftig. 
  • "Make America great again"(Trump). 
  • Putin möchte Russland wieder groß machen wie zur Zeit der Sowjetunion.  
  • Erdogan möchte die Türkei wieder groß machen wie zur Zeit des Osmanischen Reiches. 
  • Frankreich möchte unter Macron wieder stärker werden, eine Grande Nation.  
  • Deutschland möchte sich inerhalb der Europäischen nicht die Wurst vom Brot nehmen lassen, stärkste wirtschaftliche Macht Europas bleiben und Südeuropa nichts abgeben von seinem Euro-Kuchen. 
  • China ist schon wieder sehr groß geworden, und wohl der aktuelle Hauptkonkurrent der USA. 
  • ...
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"Der 3. Weltkrieg hat längst begonnen"

So wie schon öfter in der Geschichte - nach dem Ende des 1. Weltkrieges 1918, nach dem Ende des 2. Weltkrieges, nach dem Ende der Sojwjetunion wir der Globus unter den Großmächten und Gerne-Großmächten nur neu aufgeteilt.
Manche sagen:
Siehe auch:  
  • Jean Ziegler
  • Paul Craig Roberts  (US-amerikanischer Ökonom und Publizist. Er war stellvertretender Finanzminister während der Regierung Reagan.Seine Kritik an der neoliberalen Wirtschaftspolitik, die seiner Auffassung nach zur Finanzkrise 2008 führte, legte er vor allem in seinem Werk The Failure of Laissez-Faire Capitalism and the Economic Erosion of the West (2012) dar.)  [Wikipedia]
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Neu-Aufteilungen der Welt; zum Beispiel:

Der Vertrag von Tordesillaswurde 1494 zwischen den damals vorherrschenden Seemächten Portugal und Spanien in Tordesillas geschlossen. Er sollte eine bewaffnete Konfrontation zwischen diesen beiden Mächten verhindern, indem er die Welt in eine portugiesische und eine spanische Hälfte aufteilte. Bereits 1493 hatte Papst Alexander VI. in einer päpstlichen Bulle eine Grenzlinie zur Einteilung der beiden Hoheitsgebiete gezogen, die vom Nordpol zum Südpol durch den Atlantischen Ozean verlief. Im Vertrag von Tordesillas wurde diese Grenzlinie weiter nach Westen verschoben. [Wikipedia]
Das Sykes-Picot-Abkommen vom 16. Mai 1916 war eine geheime Übereinkunft zwischen den Regierungen Großbritanniens und Frankreichs, durch die deren koloniale Interessengebiete im Nahen Osten nach der Zerschlagung des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg festgelegt wurden.
[Wikipedia]
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Was kann man tun?
Man konnte nach 1989 aus geostrategischen Interessen und zur Sicherung von Öl, Gas und anderen Rohstoffen:

  • Unter einem Vorwand (Bin Laden) Afghanistan angreifen und einen failed state und Flüchtlinge produzieren.
  • Unter einem Vorwand (Saddam Hussein) den Irak zerstören und so den Islamischen Staat gebären und Flüchtlinge produzieren.
  • Unter einem Vorwand (Al Gaddafi) Libyen zertören und so einen failed state und Flüchtlinge produzieren.
  • Einen Aufstand in Syrien (gegen Assad) für Verteilungskämpfe ausnutzen ... und Flüchtlinge produzieren... .
  • den Hilfs-Organisationen der Vereinten Nationen (UNHCR) das Geld kürzen, so dass sie die Flüchtlinge vor Ort in der Türkei, im Libanon und anderswo nicht mehr ernähren können und diese sich Richtung Griechenland, Spanien, Italien, West- und Noreuropa auf den Weg machen müssen.
  • "Diese Wirtschaft tötet" (Papst Franziskus). 
  • ... 
Man kann gegen Flüchtlinge
  • Abkommen schließen, die Flüchtlinge von Deutschland fernhalten sollen (die Dublin-Abkommen, siehe oben),
  • Zäune bauen (wie z.B. in Mexiko, in Afrika in Melilla und Ceuta, in Ungarn, Bulgarien),
  • Flüchtlingsschiffe abdrängen und im Meer versenken,
  • einer von zwei oder drei Regierungen Libyens einen Bakschisch geben, damit sie ihre Waffen gegen die Boote der Hilfsorganisationen richten, die Flüchtlinge im Mittelmeer aufnehmen wollen,
  • am Brenner-Pass österreichisches Militär aufziehen lassen,
  • ...
"Der Marsch". BBC-Film von 1990.
  • "Der Film wurde 1990 im Hauptprogramm der ARD nach der Tagesschau ausgestrahlt. Bei einer anschließenden live übertragenen Diskussionsrunde wurden die Geschehnisse als unrealistische und viel zu negative Zukunftsvision kritisiert. - Im September 2015 erneut im ARD Hauptprogramm und auf Phoenix ausgestrahlt."
Deutschland war immer - gemäßigt - dabei: Bei den Militäreinsätzen (mit Soldaten und/oder Aufklärungsflugzeugen), bei den Verträgen (Dublin), beim Geld-Streichen für den UNHCR... 



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Könnten wir auch anders? 
Eugen Drewermann fährt im o.g. Interview fort:
»Das Wort gnadenlos ist ein Werbetitel, schon in der Filmindustrie. Sans merci, gnadenlos, Django. Das ist sofort publikumswirksam, aufregend, krass, gewalttätig. Wir leben in einer Welt, die Gnade nicht kennen kann, aber Leistung braucht. 

Die Sicherung des Industriestandortes Deutschland will den internationalen, globalen Leistungswettbewerb. Die ins Zittern kommt, wenn die Pisa Studien belegen, dass die Schüler in den MINT Fächern noch nicht an vorderster Stelle stehen.  


Vernichtend der eine im Kampf gegen den anderen. 
Weil wir von Gnade nicht mehr wissen, weil wir von Gott eigentlich gar nicht mehr hören, sind wir hinein gestürzt in eine Welt, die zum Gottesersatz nur noch das Geld, die Macht und das Militär übrig lässt. «

Dabei kann jede/r von uns in Deutschland Geborene von Glück sagen, dass er hier in West-Europa auf die Welt gekommen ist. Das ist ein Geschenk. Jede/r von uns hätte auch in Afghanistan, in Syrien, in Libyen, im Irak, in Mali ... auf die Welt kommen können. Und er/sie säße in eben diesem Augenblick vielleicht in einem Schrott-Boot in einem libyschen Hafen, für das er einem Schlepper 5000 Euro bezahlt hat.

Drewermann:
»Die Kranken, die Armen, die am Boden Liegenden, die Ausgegrenzten, die Verlorenen, die Bettler am Wegesrand wissen, dass es genauso ist und sein muss. 
Sie können überhaupt nur leben von einem Herzen, das sich öffnet und Händen, die sich auftun. Sie sind gar nicht im Stande, die Voraussetzungen zu erfüllen, unter der unsere Leistungsgesellschaft bereit wäre, sie zu akzeptieren. 

Aber dann begehen wir einen großen Irrtum. Wir tun so, wie wenn das, was wir hätten im Geldbeutel, in der Achtung der Anderen, in den Rangpositionen der Gesellschaft, wir uns selbst verdient, erkämpft, erstritten hätten. Tatsächlich haben wir eine Menge dazu beigetragen, ich will das nicht leugnen, von Kindertagen an. Womöglich waren wir fleißig, arbeitsam, aufmerksam, und so weiter.

Tatsächlich täuschen wir uns über das Wesentliche, dass wir nicht da sitzen am Wegesrand, nicht uns befinden da ganz unten, sondern oben auf dem Kutschbock sitzen, ist ein reines Glück. Selbst die Voraussetzungen aller Leistungen bestehen in dem Geschenk, dass wir einigermaßen gesund sind, und dazu haben wir nur minimal beigetragen. Und das ist der Grundgedanke Jesu, und den greift Luther wieder auf in seiner so genannten Gnaden- oder Rechtfertigungslehre.
 

Alles, was wir sind, ist ein Geschenk, das wir nicht verdient haben. Das aber uns verpflichtet, an die Unglücklichen, an die weniger Ausgezeichneten weiterzugeben. Die Position von oben und unten fällt völlig dahin. Alle brauchen wir die gleiche Güte, dasselbe Erbarmen. Sind vereint in derselben Not und bedürfen einer Zuwendung, die uns enthebt von jeder Voraussetzung. Das ist der Hintergrund.«
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 Und DIE DA OBEN, DIE ELITEN, DIE Politiker...?

Es gibt eine Binsenweiheit, dass es Solche und Solche gibt. Der "liebe Gott" - oder wer auch immer - hat die A....-Löcher dieser Welt vermutlich ziemlich gleichmäßig über den Globus verstreut.

Es gibt nicht DIE PolitikerInnen. 

USA: Bernie Sanders, US-demokratischer Präsidentschafts-Kandiat. Er ist der beliebteste Politiker der USA und erhielt bei den Vorwahlen der letzten Präsidentschaftswahlen mehr Stimmen als Trump und Clinton zusammen. Aber: Er wurde nicht Präsident (und wird es wohl nie werden).- (Auch) Eliten immerhalb der Demokratischen Partei der USA haben das verhindert.
Am 25. Juni 2017 twitterte er seine "crazy idea", dass alle Menschen auf der ganzen Welt eine  umlagenfinanzierte Krankenversicherung bekommen sollten.


England: Pfründe innerhalb der Labour-Party-Führung:  Einer wie Jeremy Corbyn ist ihnen unheimlich. "Er sitzt seit 33 Jahren im Unterhaus und hat sich nie von der Wirtschaft einfangen lassen." -  Niemand hätte zu prophezeien gewagt, dass die Labour-Partei bei den Wahlen im Juni 2017 mit Corbyn landesweit rund 40 Prozent der Stimmen einheimsen würde. Corbyn erzielte das beste Ergebnis für Labour seit 2005, als Tony Blair mit absoluter Mehrheit die Wahl gewann. Zuvor, bei der Ur-Wahl unter den ca. 600.000 Mitgliedern und UnterstützerInnen der Labour-Party zum Vorsitzenden der Partei, hatte sich Corbyn in der ersten Runde mit 59,5 Prozent klar durchgesetzt: Corbyn, der als »Mann der Prinzipien gilt: Kriegsgegner, Atomwaffengegner, Befürworter von Verstaatlichungen, Kämpfer für die Armen. Ein Mann, der sich lange weigerte, einen Anzug zu tragen, der nicht einmal ein Auto besitzt. „Ein echter Mensch“, schwärmt ein Labour-Wähler.«- Auch er wird wohl nie Premier in England werden.
(Quelle u.a. )  

Gerechtigkeit und Kalkül widersprechen sich
Drewermann:
»Und das ist nicht eine Frage des äußeren Erfolgs. 
Der wahre Widerspruch, der dann auch was ändert, der Reformation ermöglicht hat, ist nicht das Kalkül "wie setze ich mich durch?, wie bringe ich die Fürsten auf meine Seite? Wie viele Dollar muss ich aufbringen, um einen Wahlkampf zu gewinnen?"
Die Frage ist, was stimmt zwischen mir selbst und Gott und wie hilft es den Menschen an meiner Seite? Was dann daraus wird ist wie wenn Sie einen Stein ins Wasser werfen: Er zieht seine Kreise und Sie können nicht vorhersehen, wie die sich an den Uferrändern brechen. Aber dass Sie den Stein ins Wasser bekommen, das ist die Aufgabe, wofür wir leben.«

In nicht-religiöser Sprache und auf Deutschland und die deutsche Sozialdemokratie bezogen formuliert Houssam Hamade das so:

»Für Martin Schulz ist Gerechtigkeit nur Kalkül – an der Verachtung Arbeitsloser und Armer will er nichts ändern.
Schulz spricht viel von Gerechtigkeit, auch beim Parteitag am Sonntag [25. Juni 2017]. [...] Wenn sich aber dann zeigt, dass diese Geste nur ein Instrument war, [...], ist die Enttäuschung groß.
Bei Schulz wird das dann deutlich, wenn von ihm die üblichen Politikersprüche zu hören sind, denen niemand widersprechen kann, weil sie nur das Offensichtliche sagen, wie: Wer hart arbeitet, soll davon auch im Alter ordentlich leben können.

Die Austauschbarkeit solcher Aussagen ist der Kern des weit verbreiteten tiefen Misstrauens gegenüber der Politik. 

  • Politikergeschwätz dieser Art gehört sich vor allem nicht, wenn es um Gerechtigkeit geht, denn diese ist für die meisten Menschen ein Herzensthema: Im Alltagsleben, in Beziehungen, Freundschaften, bei der Arbeit, überall spielt sie eine entscheidende Rolle. 
Reihen von Sozialexperimenten haben gezeigt, dass Menschen sich Gerechtigkeit sehr viel kosten lassen. Eine Allensbach-Umfrage von 2010 belegt, dass 79 Prozent der Deutschen soziale Gerechtigkeit besonders wichtig ist. Gerechtigkeit und Kalkül widersprechen sich aber. 

Wer nur nach Wählerstimmen schielt, der erntet Misstrauen. 
Das gilt gerade für die SPD, deren Zustimmungswerte eingebrochen sind, als Schröder die Agenda 2010 durchgesetzt hat. Mit dieser wird und wurde Arbeitslosen wieder und wieder vermittelt, sie seien faul und egoistisch. Die SPD nährte und nutzte zu dieser Zeit massiv Ressentiments gegen Arbeitslose. Schröder erklärte damals, es gäbe „kein Recht auf Faulheit“. Solche Vorwürfe wurden damals auch von Kampagnen der Bild-Zeitung mitgetragen – diese hetzte mit Titeln wie „Deutschlands frechster Arbeitsloser“ und „Sozialamt zahlt sogar die Putzfrau“. Das himmelschreiend Ungerechte ist, dass damit den Ärmsten unserer Gesellschaft die Schuld für ihre Armut unterstellt wird." [...] « 
[Quelle]
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Kennedy, geboren vor 100 Jahren am 29. Mai 1917, hat das Buch nicht selber geschrieben, sondern sein Reden-Schreiber Ted Sorensen war der Autor, (vom dem auch andere legendäre Sätze Kennedy`s stammen sollen wie "Ich bin ein Berliner"). 
Profiles in Courage is a 1957 Pulitzer Prize-winning volume of short biographies describing acts of bravery and integrity by eight United States Senators. The book profiles senators who defied the opinions of their party and constituents to do what they felt was right and suffered severe criticism and losses in popularity because of their actions. It begins with a quote from Edmund Burke on the courage of the English statesman Charles James Fox, in his 1783 attack upon the tyranny of the East India Company in the House of Commons. [wikipedia] Kennedy beschreibt darin am Beispiel von acht verschiedenen Senatoren aus der US-amerikanischen Geschichte, dass Zivilcourage die wichtigste Eigenschaft eines Politikers sei. Die biografischen Texte behandeln Politiker, die gegen ihre früheren Überzeugungen, gegen die Linie ihrer Partei oder gegen die öffentliche Meinung gehandelt habe. Ihre Überzeugung hatte Vorrang vor ihrer Karriere.
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Quelle

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