Mittwoch, Dezember 06, 2017

Die GroKo und die SPD - "Wir sind die stärkste der Partei`n"

Stärkste der Partei`n:

 "In Stadt und Land, ihr Arbeitsleute,
wir sind die stärkste der Partei'n
Die Müßiggänger schiebt beiseite!
Diese Welt muss unser sein;
Unser Blut sei nicht mehr der Raben,
Nicht der nächt'gen Geier Fraß!
Erst wenn wir sie vertrieben haben
dann scheint die Sonn' ohn' Unterlass!"

Eugène Pottiers Text entstand unmittelbar nach der gewaltsamen Niederschlagung der Pariser Kommune im Mai 1871. Er bezog sich in einem verherrlichenden Sinn auf die Internationale Arbeiterassoziation (IAA), den ersten übernationalen Zusammenschluss von verschiedenen, politisch divergierenden Gruppen der Arbeiterbewegung, der 1864 von Karl Marx initiiert worden war. Die Internationale Arbeiterassoziation (IAA), in der späteren Geschichtsschreibung auch Erste Internationale genannt, wurde 1864 in London gegründet. Die IAA war der erste internationale Zusammenschluss von Arbeitergesellschaften, die nach den provisorischen Statuten „dasselbe Ziel verfolgen, nämlich: den Schutz, den Fortschritt und die vollständige Emanzipation der Arbeiterklasse“. 1889 trat in Paris der Internationale Arbeiterkongress zusammen. Am 14. Juli, dem 100. Jahrestag des Sturms auf die Bastille, wurde die Zweite Internationale gegründet, aus der später die bis heute bestehende Sozialistische Internationale hervorging, in der die deutsche Sozialdemokratie bald zur prägenden Kraft wurde. 

"Die Sozialistische Internationale (SI) ist ein weltweiter Zusammenschluss von sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien und Organisationen. Insgesamt gehören ihr 168 Parteien und Organisationen an. Ihr ständiger Sitz ist London."[wikipedia u.a.]
In Deutschland schien die Einheit der Klasse verwirklicht:

Symbol der Sozialistischen Internationale
Die 1890 neu gegründete SPD wurde zur sozialistischen Massenpartei, an der sich Revolutionärinnen und Revolutionäre der ganzen Welt orientierten. 

Russland: 1898 kamen Vertreter von sechs russischen Gruppierungen - darunter Lenins Petersburger Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse - in Minsk zusammen und gründeten die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands, SDAPR. 
 
Modell des Hauses, in dem 1898 in Minsk der Erste Parteitag
der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) stattfand.
Quelle: DHM/Berlin


Die SPD hatte unter Bismarck zwölf Jahre Verbot und Verfolgung überstanden, ihr „Erfurter Programm“ aus der Feder von Karl Kautsky kanonisierte den Marxismus als Theorie der Arbeiterbewegung, positionierte sich aber ebenso gegen Diskriminierung nach Rasse oder Geschlecht.

1912 wurde die SPD stärkste Partei im deutschen Reichstag.

Doch gerade während dieser „Glanzzeit“ von 1890 bis 1914 wurde die Partei von KritikerInnen wegen ihrer zunehmenden Unbeweglichkeit heftig angegriffen: während Bernstein meinte, die SPD solle ihre revolutionären Gesten der Realität anpassen und sich zur „demokratisch-sozialistischen Reformpartei“ wandeln, wollte Luxemburg die Partei mit Massenstreiks zur Revolution treiben. [Infoladen Tübingen]

The Dutch Labour Movement, Amsterdam 1918

Die russischen Sozialdemokraten spalteten sich zunächst 1903 wegen N/Wichtigkeiten(?)  in Fragen zur Partei-Organisation in Bolschewiki und Menschewiki (SDAPR/B und SDAPR/M), wobei die Bolschewiki die größere Gruppierung war. 1918 - nach der Oktober-Revolution - nannte sich dann der Bolschewistische Flügel in Kommunistische Partei Russlands/ Bolschewiki um.
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Zur Bundestagswahl 1972 wurde ein von Klaus Staeck (* 28. Februar 1938) gestaltetes ironisches politisches Plakat Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen veröffentlicht. Das Plakat erreichte eine Druckauflage von 75.000 Exemplaren

  1.  Die SPD erreichte bei der Bundestagswahl 1972 45,8 % der Stimmen (17,175169 Millionen)
  2. die CDU 44,9 % / die FDP 8,4 % / Sonstige 0,9 %. 
  3. Wahlbeteiligung: 91,11 %
  4. GroKo fiktiv = 90,7 %
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  1. Die SPD erreichte bei der Bundestagswahl 2017 20,5 % der Stimmen (9,538367 Millionen)
  2. die CDU/CSU 32,9 % / die FDP 10,7 % / Grüne 8,9 % / Die Linke 9,2 % / AfD 12,6 % / Sonstige 5,0 % .
  3. Wahlbeteiligung: 76,16 % 
  4. GroKo fiktiv = 53,4 %
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Kommentare I:

Büro der Partij van de Arbeid (PvdA), den niederländischen Sozialdemokraten November 2017:
Vor neun Monaten stürzte die PvdA bei den Parlamentswahlen ab. Weniger als 6 Prozent. 2012 war sie mit 25 Prozent noch fast stärkste Partei geworden. Das Desaster war die Quittung für die Koalition mit der marktliberalen VVD von Premier Mark Rutte.
  • Die Sozialdemokratie in Europa ist nicht mehr nur im Krisenmodus, sie nähert sich mancherorts dem Zusammenbruch. 
Nicht nur in den Niederlanden, auch in Frankreich und Griechenland wurden die altehrwürdigen Parteien pulverisiert. Die Symptome sind überall ähnlich:

Die Aufsteigergeneration hat die Verbindungen zu ihrer Herkunft gekappt. Wo es ärmlich und ungemütlich zugeht,
  • im Mannheimer Norden,
  • den Vororten von Rotterdam
  • oder den Randbezirken von Wien,
  • laufen frühere Stammwähler zu den Rechtspopulisten über.
  • Die Parteiapparate schauen hilflos zu.
  • Die Abgehängten und das Dienstleistungsproletariat setzen nicht mehr auf die saturierten Sozialdemokraten.
  • Und die erfolgreichen, jungen Globalisierungsgewinner finden So­zial­demokratie voll 20. Jahrhundert. _______________________________________________

Überall nur Niedergang? Nicht ganz:
  • Bei den Wahlen in Großbritannien 2017, landete Labour unter Jeremy Corbyn nur knapp hinter den Tories und bekam 40 Prozent – 10 Prozent mehr als 2015.
  • Zehntausende Junge sind in die Partei eingetreten. Labour wuchs von 200.000 auf rund 550.000 Mitglieder. Vergleichbares gab es in Deutschland nur Anfang der 70er Jahre, als Hunderttausende Jüngere in der „Willy wählen“-Euphorie die SPD enterten und nach links rückten.
  • In Großbritannien haben Millionen Jüngere Corbyn gewählt. Bei der Brexit-Abstimmung wählten nur 43 Prozent der unter 35-Jährigen – bei der Parlamentswahl im Juni waren es 72 Prozent. Und fast zwei Drittel machten ihr Kreuz bei Corbyn.
  • "Labours Wiederaufstieg zeigt deshalb etwas, was für die SPD interessant ist. Das Neue braucht den Bruch mit dem Alten, mit Blair und Schröder. Bewegung gibt es nur, wenn die Beharrungskraft der alten Parteieliten überwunden wird."
(Kommentatoren:: ROBERT MISIK, TOBIAS MÜLLER, STEFAN REINECKE, RALF SOTSCHECK, DANIEL ZYLBERSTAJN. Quelle.) 

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Kommentar II:
  • "Die Sozialdemokraten sind Opfer des neoliberalen Globalisierungskonzeptes geworden, dem sie sich selbst weitgehend ergeben haben. 
  • Von den US-Demokraten bis zur SPD haben die Mitte-links-Parteien vor mehr als zwei Jahrzehnten diesen Weg betreten. So war Bill Clinton in gewisser Weise Vorbild von Tony Blair und der wiederum für Gerhard Schröder. 
  • Interessant ist aber, dass eine dezidiert linke Labour Party mit Jeremy Corbyn an der Spitze bei den jüngsten Wahlen in Großbritannien gut abgeschnitten hat - und auch ein Bernie Sanders hätte bei den Präsidentschaftswahlen in den USA womöglich gegen Donald Trump besser abgeschnitten als die mit der Finanzoligarchie liierte Frau Clinton. Weltweit gewinnen Rechtspopulisten Macht. 
 >>> Wie bewerten Sie die Entwicklung und was muss die Linke dagegensetzen? 

  • Es ist eine fehlgeleitete Reaktion auf die mit der Marktentgrenzung in der Epoche des vom Finanzmarkt getriebenen Kapitalismus einhergehenden Verunsicherungen. Allerdings ist es aber auch eine Reaktion, die sehr ernst zu nehmen ist. 
  • Die Parteien der linken Mitte und auch die der entschiedenen Linken müssen sich fragen, warum sie von großen Teilen ihrer "natürlichen" Klientel heute als Bestandteil der Eliten angesehen werden." 

(Der Historiker Peter Brandt - der älteste Sohn von Rut und Willy Brandt -
bei der Gedenkveranstaltung zu Willy Brandts 25. Todestag. Quelle)

Willy Brandt, (* 18. Dezember 1913 in Lübeck mit dem Geburtsnamen Herbert Ernst Karl Frahm,
† 8. Oktober 1992 in Unkel) war von 1969 bis 1974 Regierungschef einer sozialliberalen Koalition von SPD und FDP und der vierte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. (Wikipedia)
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"So war Bill Clinton in gewisser Weise Vorbild von Tony Blair
und der wiederum für Gerhard Schröder."
Haben heute ihre Villen im Tessin (?)
DAS SCHRÖDER-BLAIR-PAPIER
Siehe auch:
Was hat das Schröder-Blair-Papier der Sozialdemokratie gebracht?  __________________________________

Nichtsdestrotz:
Die SPD arbeitet weiter an ihrem Untergang.
Statt "weiblicher und links" - wie es sich manche wünschten - bleibt die SPD mit ihrem neuen Generalsekretär Lars Klingbeil (Seeheimer Kreis, wie auch Martin Schulz selber) männlich und rechts.

Aber immerhin:
 Das Karl-Marx-Haus in Trier ist weiterhin im Besitz der SPD.
"Das Geburtshaus von Karl Marx geriet in Vergessenheit und wurde erst 1904 durch eine gefundene Umzugsanzeige des Vaters Heinrich Marx in der Trierischen Zeitung vom 5. April 1818 identifiziert. Die SPD konnte nach langem Bemühen erst 1928 das im 19. und frühen 20. Jahrhundert mehrfach stark veränderte Haus erwerben. "
Als MUSEUM.


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